Immobilien

IVG in der Bereinigungsfalle

Das Jahr 2012 sollte nach den Bekundungen aus 2011 und den massiven Portfolio-Bereinigungen sowie Wertberichtigungen der Vorjahre mit einer schwarzen Null zum Wendejahr für die IVG werden. Die vorläufigen Zahlen machten den Hoffnungen aber einen Strich durch die Rechnung. Damit rutscht die IVG in die Gedulds- und Image-Falle. Wir sprachen auf der MIPIM mit IVG-Chef Wolfgang Schäfers über die erneute Enttäuschung.

Zur Erinnerung: Die IVG Immobilien weist für das Geschäftsjahr 2012 auf Grund von „einmaligen, nicht liquiditätswirksamen Sonderaufwendungen“ ein vorläufiges Konzernergebnis in Höhe von -98,7 Mio. Euro aus. Im Gefolge verloren die Anleger die Geduld. Um ein Drittel sauste die Aktie in den Keller. PLATOW Börse empfahl deshalb am 11.3.: „Meiden Sie den Anteilschein vorerst.“ Anscheinend beruhigte der Hinweis, „das vorläufige Jahresergebnis vor Steuern hat sich dagegen im Vergleich zu 2011 von -217,6 Mio. Euro auf -86,9 Mio. Euro deutlich verbessert“ das Parkett nicht. Ohne Berücksichtigung der einmaligen Sonderaufwendungen liege das Konzernergebnis im Rahmen der zuvor kommunizierten Erwartungen, versuchte die IVG die Situation zu retten.

Hinsichtlich der Börsen- und Imagewirkungen der Sonderaufwendungen stellt Schäfers im Background dar, dass im Vorstand Einigkeit darüber bestanden habe, ausnahmslos alle Probleme aus Managementbesonderheiten der vorangegangenen Ära bereinigen zu wollen. Dazu gehören auch Konsequenzen früherer Steueroptimierungen. Durch die strategische Entscheidung, sich im Eigenbestand auf den deutschen Markt zu konzentrieren, sei nicht mehr zu erwarten, dass vorhandene Steueraktiva mittelfristig vollumfänglich nutzbar sein würden. Der Dauerbrenner Squaire war lt. Schäfers diesmal nicht der Auslöser für die Wertberichtigungen. Als zweite, aber wohl glücklicherweise letzte große IVG-Projektentwicklung machte dagegen die 2010 fertig gestellte Büroprojektentwicklung Front Office in Asniéres-sur-Seine bei Paris Probleme. Mit einem Personalwechsel konnte die Vermietungsquote von zuletzt 28% aber auf inzwischen über 60% gesteigert werden. Allerdings mussten dafür die Mieten auf aktuelles Marktniveau angepasst werden. Das stellt jetzt auch die restliche Vermietung in Aussicht, hat aber eine Wertberichtigung von 30 Mio. Euro zur Folge.

Aus PLATOW-Immobiliensicht ist die Zurückhaltung unserer Börsenkollegen auch über den aktuellen Fehlbetrag hinaus gut zu verstehen. Schließlich ist die Vermarktung des Squaire trotz guten Vermietungsstandes ein Damoklesschwert. Eine Vermarktung als Geschlossener Publikumsimmobilienfonds werden sich die Analysten genau anschauen. Echte Wertsteigerungen von Gebäuden haben nach Berücksichtigung von Sanierungserfordernissen zur Erhaltung der Marktfähigkeit die Frankfurter Bürotürme in den letzten 20 Jahren nur zyklisch und eher selten in der Summe erzielt. Andererseits hat PLATOW den Glauben an die immobilienwirtschaftliche Kompetenz der IVG nicht verloren. Das operative Geschäft sei 2013 gut gestartet, meldet die IVG. Schäfers sieht die Image-Probleme auch, will aber den konsequenten Weg fortsetzen.

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