Immobilien

IVG-Kapitalerhöhung stößt bei Investoren auf wenig Verständnis

Seit fast 5 Jahren kennt die IVG-Aktie, die gegenüber ihren seinerzeitigen Höchstkursen um mehr als 90% einbrach, per saldo nur eine Richtung - nach unten. Auch das laufende Jahr war mit dem Abstieg aus dem MDAX und einem Kursrückgang von über 7 Euro auf aktuell 2,375 Euro kein Zuckerschlecken.

Im September schien der Boden erreicht. Die Erholung sah deutlich aus. In die erneute Korrektur platzte am 30.11. die Meldung über eine Kapitalerhöhung zu einem Bezugskurs von 2,10 Euro. Gleichzeitig monieren Analysten, dass die regelmäßige Korrektur des NAV das Vertrauen in die Kapitalmarkt-Kommunikation nicht gerade gestärkt habe. Die aktuelle Mammutkapitalerhöhung bietet den Aktionären für zwei alte Aktien einen neuen Anteilschein für 2,10 Euro zum Bezug an. Die Emission wird von mehreren institutionellen Adressen garantiert. Analyst Hans-Christoph Ries merkt im Backgroundgespräch an, dass dies bereits die zweite Kapitalerhöhung in diesem Jahr sei.

Die Zeichner der Emission im Februar könnten den jetzige Ausgabepreis womöglich als Affront empfinden, denn sie zahlten noch 6,90 Euro pro Aktie. Hinsichtlich der Informationsqualität ergeben sich indes recht unterschiedliche Wahrnehmungen zwischen Immobilienwirtschaft und Aktienanalysten. Die Immobilienwirtschaft hat in der Ära unter dem damaligen Vorstandschef Gerhard Niesslein und seines PR-Chefs Jens Friedemann einfach Ruhe gehalten. Niesslein hat z.B. auf der immpresseclub-Tagung im Juni 2009 und auch an anderer Stelle nie ein Hehl daraus gemacht, dass die Aufgaben der IVG-Sanierung herausfordernd sind. Auf dieser Basis fühlten sich die Branchenjournalisten wohl auch hinreichend informiert. Zudem schien es ein gemeinschaftliches Interesse zu geben, die IVG als Aushängeschild der Branche zu erhalten.

Aus Sicht der performanceorientierten Börsianer dürfte die Welt indes ganz anders aussehen. Aus Immobiliensicht waren die aktuellen Meldungen zu den Perspektiven der Kavernen, zur Prolongation von Krediten, zur Rückkehr ins Geschäft mit geschlossenen Fonds mit einem Allianz-Objekt, das von der Deutschen Bank vertrieben wird, zur Vermietung des Frankfurter Flughafen-Megaobjekts „The Squaire“ und die vorherigen zuletzt überdeutlichen Wertkorrekturen eher eine Botschaft für eine Erholung der Aktie. Dennoch reagierte die Börse auf die angekündigte Kapitalerhöhung mit einem deutlichen Wertabschlag von rd. 15%. Ob das an der Botschaft der Kapitalerhöhung mit erneuter Verwässerung des NAV und einer sicherlich unbeabsichtigten Möglichkeit für Großanleger, sich aus Restanten günstig zu bedienen, oder an neuen Befürchtungen über einen angeblich dringend zu deckenden Kapitalbedarf liegt, ist schwer zu beurteilen.

Nach unseren Gesprächen auf der Euro Finance Week (vgl. PLATOW Immobilien vom 23.11.) muss vielleicht auch über die IVG hinaus nachgedacht werden, dass die Rettungsmeldungen vieler Unternehmen in den vergangenen Jahren auf Prolongationen beruhen, die 2012 und 2013 fällig werden. Hinzu kommen die „normalen“ 5-Jahres-Ausläufe der 2007er und 2008er Finanzierungen auf der Basis damals sportlicher Immobilienwerte. Die für 2012/2013 erhofften Selbstheilungskräfte des Marktes durch eine dann zu erwartende Immobilienhochkonjunktur werden wohl nicht eintreten. Die nächsten Prolongationsverhandlungen könnten Immobilienunternehmen vor neue Herausforderungen und längerfristige Einschränkungen ihrer unternehmerischen Flexibilität stellen. Die IVG hat vielleicht zum falschen Zeitpunkt die falschen Signale gesetzt. Oder hatte sie keine Wahl? Andererseits dürfte, wenn man das Existenzrisiko als Immobilienanalyst einmal ausblendet, für die Anleger kaum ein rationaler Weg an einer Beteiligung an der Kapitalerhöhung vorbeiführen.

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