Immobilien

IVG lässt Tiefpunkt hinter sich

Die traditionelle Sommerveranstaltung des immpresseclub stand in diesem Jahr ganz im Zeichen der IVG. Wolfgang Schäfers war als neuer Vorstandssprecher zum „Antrittsbesuch“ vor der versammelten deutsche Immobilienjournalisten-Szene erschienen. Wie schon Amtsvorgänger Gerhard Niesslein, der auf dem Höhepunkt der Krise Mitte 2009 die Immobilienjournalisten für die Probleme der IVG sensibilisierte, nutzte auch Schäfers mit einer ungeschminkten Analyse die Chance, sich für die kommenden Monate ein wenig Ruhe zu verschaffen.

Denn Schäfers sieht sich im dritten Jahr eines mindestens fünfjährigen Sanierungszyklusses. So paradox es klingen mag: Ohne die Finanzkrise hätte die IVG laut Schäfers wohl kaum überlebt. Denn der Zusammenhalt in der Krise und die niedrigen Zinsen waren neben einem konsistenten Management ausschlaggebend für die Rettung. Um das Problemfeld zu erläutern, spannte Schäfers den Bogen bis in die 90er Jahre. Mit Zahlung der Erbpacht in hoher zweistelliger Millionenhöhe für eine Betonplatte über einem Bahnhof in Frankfurt gemeinsam mit zwei schwachen Partnern wurde der Grundstein für spätere Entwicklungen gelegt. Für eine wohl auch diskutierte Abschreibung war der Betrag zu hoch, so dass „The Squaire“ gebaut werden musste, um entsprechende Abschreibungen zu vermeiden. Damit flossen allein jeden Monat 35 Mio. Euro in die Projektentwicklung, so dass sich ein gesamter Cash-out von 40 Mio. bis 50 Mio. Euro pro Monat für die IVG ergab. Zudem entwickelte sich der Frankfurter Büromarkt völlig anders als es die ersten Planungen der 90er Jahre, dem Zeitpunkt der „Squaire“-Grundsatzentscheidungen, vorsahen. Die sportliche IVG-Einkaufspolitik der Boomjahre führte dann auch noch zu einer überhöhten Verschuldung. Mit Blick auf die prosperierenden Jahre der IVG deutete Schäfers an, dass schon die damalige Betriebswirtschaftslehre deutlich mehr Steuerungs- und Planungsinstrumente bereitstellte als von der IVG bis 2008 genutzt wurden. Das Vertrauen der Banken sei damals noch sehr hoch gewesen. Zudem haftete die IVG in ihrer Gesamtheit für alle Kredite.

Unter der Voraussetzung weiterhin niedriger Zinsen sei der Turnaround aus heutiger Sicht zwar geschafft, aber der Veränderungsprozess müsse weitergehen. Der Konzernverlust 2011 von 126 Mio. Euro sei überwiegend durch Wertberichtigungen bei dem inzwischen fertiggestellten und zu über 85% vermieteten Großprojekt „The Squaire“ entstanden, so dass 2012 ein ausgeglichenes und 2013 ein deutlich positives Ergebnis erwartet werden könne. Der NAV pro Aktie liege bei 4,83 Euro und der adjustierte NAV bei 6,29 Euro. Der Aktienkurs notiert aktuell bei 1,408 Euro. Das sind noch gut 4% des Boomwertes von 33 Euro Anfang 2007. Der LTV nach Banken-Definition liegt bei 71,9% (ggü. 70,1% in Q4 2011). Der Abbau der Verschuldung um rund 460 Mio. Euro in 2011 soll 2012/13 um mehr als 1 Mrd. Euro weitergehen. Durch erfolgreiche Prolongationen sind bis Ende 2013 keine größeren Bankverbindlichkeiten fällig. Die IVG werde zukünftig stärker auf die Bedeutung des Bestandes als Cashflow-Lieferant setzen und weniger auf spektakuläre Projektentwicklungen. Daneben ist die Energiewende die große Chance der IVG. Die Zukunftsperspektiven der IVG liegen vor allem im Kavernen- und Infrastrukturgeschäft.

Auf der Tagung des immpresseclub sprachen darüber hinaus Jan Amrit Poser, Ökonom der Bank Sarasin, über den Euro aus Schweizer Sicht; Oliver Porr, Vorsitzender des VGF, zur Zukunft geschlossener Fonds (siehe Artikel unten); Thomas Grüttner, Managing Director von Q-Park, zum Thema „Immobilie Parkobjekt“ sowie Georg Wilms, Geschäftsführer der Schleiff Denkmalschutzentwicklung, über „Die Sakralimmobilie“. Beide referierten abseits des üblichen Mainstreams mit Begeisterung über ihre Nischenmärkte, die im Rahmen eines sich verändernden Marktes auch als Investmentthemen für Privatanleger und Institutionelle an Bedeutung gewinnen.

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