Bankensektor

JP Morgan – Mit 80 Wochenstunden gegen den Burnout

Krankheiten, Todesfälle, Burnout: Zumindest bei JP Morgan soll nun endlich Schluss sein mit den Schattenseiten des Banker-Lebens. Nach zwei brancheninternen Todesfällen innerhalb weniger Wochen leitet die US-Investmentbank laut „Wall Street Journal“ Maßnahmen zum Schutz junger Banker ein.

Der J.P.Morgan Schriftzug
Der J.P.Morgan Schriftzug © AdobeStock

So sollen Junioren max. 80 Std./Woche arbeiten und mind. ein freies Wochenende im Quartal haben. Außerdem soll sich Ryland McClendon, Leiter des globalen Investmentbankings, künftig um die jungen Mitarbeitenden kümmern, „dazu beitragen, ihr Wohlbefinden und ihren Erfolg zu fördern“, so JP Morgan.

Was hierzulande unvorstellbar klingt, ist in der Tat eine Verbesserung: Die beispielsweise im Sommer verstorbenen Banker sollen weit über 100 Stunden pro Woche im Büro verbracht haben. Doch die Maßnahme hat einen Schönheitsfehler. „Auch 80 Stunden sind über einen längeren Zeitraum einfach zu viel”, sagt Arbeitspsychologin Eva Bamberg. Eine dauerhafte Belastung in dieser Intensität pflastert quasi den Weg zum Burnout – samt psychischer und körperlicher Folgen wie Depression und Herz-Kreislauf-Erkrankungen.

Wenn es um Burnout geht, sind Arbeitszeit, Arbeitsintensität und Erholung die wichtigsten Faktoren. „Sie lassen sich nicht trennen, aber enorme Belastung und fehlende Erholung gehen eben mit einer hohen Arbeitszeit einher.” Um sich erholen zu können, braucht es Zeit. Und die komme bei 80 Stunden pro Woche und einem freien Wochenende in drei Monaten einfach zu kurz, sagt sie: „Das sollte eine Ausnahme sein, nicht die Regel.” Die ambitionslos mutende Maßnahme von JP Morgan passt ins Bild.

Schon 2015 forderten Banker in den USA nachdem ein Kollege von der Bank of America an einem Blutgerinnsel starb, dass sich die Branche ändern muss. Passiert ist aber wenig. Studien gibt es kaum, doch 2021 wurde eine interne Umfrage von Goldman Sachs öffentlich, bei der es um durchschnittliche Wochenarbeitszeiten ging. Berufsanfänger klagten darin über unmenschliche Arbeitsbedingungen und im Durchschnitt 105 Stunden Arbeitszeit/Woche. Monatelang bekamen sie nur 5 Std. Schlaf pro Nacht, ihre mentale und körperliche Gesundheit verschlechterte sich seit Jobbeginn massiv. if

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