Immobilien

Konsolidierung sorgt für weniger Transparenz in der Maklerbranche

Kaum ein Thema wird in der Immobilienwirtschaft so geritten wie „Transparenz“. Die Maklerzunft erwartet regelmäßig, dass sich Eigentümer mit ihren Vermietungs- und Verkaufsergebnissen einer vollen Transparenz unterwerfen. Angelsächsische Märkte werden oft als Vorbild angeführt. Transparenz schaffe Sicherheit und Marktliquidität, sind die wichtigsten Argumente. Es fragt sich, für wen? Gerade in der Finanzkrise sind die besonders transparenten Märkte den Beweis größerer Stabilität schuldig geblieben. Höhere Transparenz führte stattdessen zu mehr Volatilität und damit über Bankenreaktionen zu sich selbst verstärkenden Entwicklungen.

Jetzt scheint es die in einem Konsolidierungsprozess steckende Maklerbranche selber zu erwischen. Und auf einmal haben auch die prominenten Marktteilnehmer ihre Transparenz-Philosophie vergessen. Stattdessen findet der Berichtswettbewerb mit scheinbar zusammengeklaubten Marktzahlen statt, die möglichst noch in der Nacht des Quartalswechsels aufbereitet werden, um Eingang in die Fachpresse zu finden. Es ergibt sich aber die Frage der Glaubwürdigkeit, wenn Transparenz noch nicht einmal in eigener Sache eingehalten wird.
Das jährliche Maklerranking ist die Domäne der Fachzeitschrift „Immobilienmanager“. In der aktuellen Ausgabe haben die Kollegen die Marktdaten zusammengestellt. Allerdings weigerten sich CBRE, DTZ, Savills und der Maklerverbund Colliers, ihre Zahlen des vergangenen Jahres transparent zu machen. Da dürfte der Konzentrationsprozess der Makler in der Gewerbeimmobilienwirtschaft wohl stärker zugeschlagen haben als es der Branche lieb sein kann.

Bei den Gewerbeumsätzen der jeweiligen Maklerunternehmen liegen JLL und BNPPRE, die beide kräftig zugelegt haben, mit 106 Mio. bzw. 89 Mio. Euro weit vorne. BNPPRE hat deutlich aufgeholt. CBRE, die wohl den Top 3 zuzurechnen sind, dürften diesmal wohl weit abgeschlagen sein. Engel & Völkers (E&V) hat mit einem Wachstum von 45 Mio. auf über 60 Mio. Euro eine gute Entwicklung vorgelegt. Strabag und Realogis profitieren vom Logistik-Boom. Der Maklerverbund DIP hat zum zweiten Mal in Folge nachgegeben und kommt noch auf 11,4 Mio. Euro. Diesmal hat es auch Aengevelt als größten DIP-Partner erwischt, der allerdings im Vorjahr noch deutlich zulegen konnte.

Im reinen Verkauf liegt BNPPRE mit Objektwerten von 5,3 Mrd. Euro vor JLL mit 4,25 Mrd. Euro und E&V mit 1,72 Mrd. Euro. Rückschlüsse auf die Provisionen lässt das aber nur bedingt zu. Hier sieht sich E&V beim Verkauf von Gewerbeimmobilien mit 48 Mio. Euro vor JLL mit 33,34 Mio. Euro und BNPPRE mit 27,72 Mio. Euro. In der Vermietung liegen JLL mit 35,12 Mio. Euro und BNPPRE mit knapp 35,1 Mio. Euro annähernd gleichauf. Das Führungstrio komplettiert E&V mit 12,73 Mio. Euro. BNPPRE ist hingegen Platzhirsch bei Büros mit 27,3 Mio. Euro vor JLL mit 21,8 Mio. Euro. Im Einzelhandel liegt JLL mit 7,1 Mio. Euro vor BNPPRE mit 4,1 Mio. Euro.

Bei Wohnen haben diesmal alle aus den Top 10 zugelegt und vom Boom profitiert. Führend sind wie immer die Immobilien-Einheiten der Sparkassen-Organisation mit 369 Mio. Euro Wohnumsatz vor dem Franchise-Unternehmen E&V mit 102 Mio. Euro, der Postbank Immobilien mit 46 Mio. Euro und dem Verbund DIP mit 32 Mio. Euro. Bei den Wohnungseinzelmaklern liegt Aigner mit 8,3 Mio. Euro Wohnumsatz vor Aengevelt mit 5 Mio. Euro und Tentschert mit knapp 2 Mio. Euro. Auf den weiteren Plätzen der unabhängigen Makler folgen Eschner mit 1,85 Mio. Euro, Haferkamp mit 1,4 Mio. Euro, Kampmeyer mit 1 Mio. Euro, Hausmann mit 0,8 Mio. Euro und Nowak mit 0,23 Mio. Euro Wohnumsatz. Dieses Zahlenwerk dürfte wieder einmal die politischen Bemühungen um eine Begrenzung der Maklererträge relativieren.

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