Logistiknutzer stützen Investoren-Optimismus
PLATOW weist aber regelmäßig auf die Frage hin, ob die ebenfalls gehypte Investmentnachfrage nach klassischen Logistikflächen auch einer zukunftsorientierten Nutzernachfrage nach ESG-konformen Flächen entspricht. Der Logistikmarkt dürfte sich noch ausdifferenzieren.
Im Vergleich der vergangenen drei Jahre verzeichneten laut JLL alle Top 8-Standorte ein Umsatzplus im Flächenverbrauch. Die Logistikregion Rhein-Main/Frankfurt erzielte mit 705 700 qm (+42%) die höchsten Flächenumsätze unter den Top 8-Standorten. Auf Platz zwei zeigte sich die Logistikregion Hamburg mit 635 900 qm. Die Logistikregion Berlin folgte mit rund 603 700 qm Flächenumsatz auf Platz drei der Top 8. Dabei wurde sowohl der Vorjahreswert als auch der Dreijahresdurchschnitt um jeweils rund 35% übertroffen. Auf den weiteren Plätzen folgten Leipzig mit 540 600 qm (+15%), Stuttgart mit 323 800 qm (+154%), Köln mit 322 700 qm (+7%), München mit 282 900 qm (-23%) und Düsseldorf mit 252 800 qm (+58%). Die einzige Logistikregion, die einen geringeren Flächenumsatz im Vergleich zum Vorjahr verzeichnet, ist München.
Perspektivisch wird die Reaktion der deutschen Wirtschaft auf die Unterbrechung der Lieferketten und die Situation in den Häfen entscheidend werden. Inwieweit Produktion aus Asien nach Hause oder zumindest nach Osteuropa geholt wird, wird aus PLATOW-Sicht vor dem Hintergrund der Kosteneffekte zu optimistisch gesehen. Eine erhöhte Lagerhaltung zu Lasten von „Just in Time“ dürfte wahrscheinlicher sein. Eine Erhebung von Savills und Tritax belegt, dass Nutzer von Lager- und Logistikflächen vermehrt auf die Verkürzung von Lieferketten setzen. So erwägen 68% der Befragten des „Savills European Real Estate Logistics Census“ eine Rückverlagerung von Produktionsschritten ins Inland (Re-Shoring). Bei zunehmenden Online-Bestellungen erwarten 54%, dass Unternehmen zukünftig ihre Lagerbestände aufstocken werden. Bei den Third Party Logistics Providern (3PL) planen 58% eine Flächenvergrößerung. Bei Nutzern aus den Bereichen Einzelhandel und Produktion sind es 46% bzw. 41%.
Seit Beginn der Covid-19-Pandemie sei die Nachfrage nach Lagerflächen deutlich gestiegen, erklärt Marcus de Minckwitz, Head of EMEA Industrial and Logistics bei Savills. In Deutschland werde das Angebot zusätzlich durch baurechtliche Restriktionen und einen Mangel an geeigneten Grundstücken begrenzt. Die Umfrage zeigt zudem deutliche Unterschiede hinsichtlich der Bedeutung von ESG. Demnach berücksichtigen 71% der befragten Investoren bereits ESG-Kriterien. Bei den Nutzern werde das Thema Nachhaltigkeit mit geringem Stellenwert von der alles bestimmenden Angebotsknappheit überstrahlt.