Immobilien

Mall of Berlin erhält 600 Mio. Euro

Die Gesellschafter des Leipziger Platz Quartiers, ein Joint-Venture der High Gain House Investments (HGHI) von Bauherr Harald Gerome Huth und Arab Investments, haben die langfristige 10-Jahres 600 Mio. Euro-Finanzierung für das größte innerstädtische Shopping-Center-Projekt in Europa, die Mall of Berlin, sichergestellt. Die Finanzierung übernehmen die Deutsche Hypothekenbank (80 Mio. Euro) und die Bayerische Versorgungskammer (450 Mio. Euro) gemeinsam mit zwei Kreditfonds der BNP Paribas REIM Germany (70 Mio. Euro).

Das dürfte eine der größten, jemals in Deutschland abgeschlossenen Immobilienfinanzierungen, die überwiegend von Nicht-Banken getragen wird, sein. Bereits Ende September werden die beiden ersten Bauabschnitte des Shopping-Centers Mall of Berlin mit 76 000 qm Einzelhandelsfläche und ca. 270 Shops sowie das Hotel Motel One mit 250 Zimmern öffnen. Die 270 Wohnungen auf ca. 30 000 qm kommen Anfang 2015. Die Mall befindet sich in prominenter Lage von Berlin-Mitte zwischen Reichstag, Friedrichstraße und Potsdamer Platz auf dem Wertheim-Grundstück des einstmals größten Warenhauses Europas. Seit der Wiedervereinigung wird die Wiederanlage des Leipziger Platzes als Oktogon vorangetrieben. Als erster Neubau wurde 1998 das Mosse-Palais fertiggestellt. Es folgten unter anderem die im April 2005 fertiggestellte kanadische Botschaft und die Immobilien Leipziger Platz 9 und 10. Insgesamt werden am Platz etwa 300 000 qm Geschossfläche neu erbaut und über 2 Mrd. Euro investiert.

Das Wertheim-Grundstück im Wert von 250 Mio. Euro war dem Bund bzw. der TLG zugefallen, denn es galt nach der Wende noch nicht als einst in jüdischem Besitz befindliches Areal und daher nicht restitutionsbehaftet. Georg Wertheim übereignete 1937 seiner „arischen“ Frau allen Besitz. Die Firma wurde von den Nazis als „deutsch“ erklärt. 1949 wurde Wertheim in der DDR enteignet. Die Liegenschaften in Ostberlin gingen in Staatseigentum über. In Westdeutschland kaufte Hertie 1951 die Firmenmehrheit und führte den Betrieb unter dem Namen Wertheim weiter. Hertie jedoch wurde 1994 von KarstadtQuelle geschluckt. Widerstrebend entschied sich der Bund 2003 nach dem Entscheid des Berliner Verwaltungsgerichts, das Areal an die Wertheim-Erben bzw. die Jewish Claims Conference (JCC) zu restituieren. KarstadtQuelle klagte vergeblich.

Da war schon das 155 Mio. Euro teure Immobilienprojekt des Ehepaars Isolde und Peter Kottmair aus München gescheitert, auf dem Areal einen feste Behausung für den Cirque du Soleil mit massiver Umbauung zu bauen. Der Kaufvertrag wurde rückabgewickelt. Clever wie Kottmair aber war, führten wohl unvollständige Informationen über den U-Bahn-Tunnel zu Auseinandersetzungen, die Kottmair mit einem hohen Millionenbetrag wohl schadenfrei stellten. JCC veräußerte das Areal im Jahr 2006 für 75 Mio. Euro an die Orco Property Group aus Luxemburg. Nach dem Orco-Flop spülte die Finanzkrise Investor Huth die Immobilie quasi vor die Tür. Für das Wertheim-Areal, eines der letzten Filetgrundstücke von Berlin, geht die Odyssee wohl nun glimpflich aus.

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