Immobilien

MIPIM-Nachlese – Messe ohne Botschaften

Bis zum Schluss blieb die MIPIM eine Messe ohne Botschaften. Das kann man aber auch positiv sehen. Klaus Franken, Deutschland-Chef von Catella Property, meint: „Eine MIPIM ganz ohne Euphorie oder Panik ist das Beste, was der Branche passieren konnte. Der Branchentreff war einfach gut, um Geschäft zu machen.“

21. März 2013

Endlich werde wieder mit Immobilien gearbeitet und nicht nur Perlen gesammelt. Immobilien mit Wertentwicklungsperspektiven (Value add) seien wieder zurück im Markt. Auch auswärtige Investoren seien wieder im Geschäft, jedoch würde diesmal fundiert mit intensiver Chancen-/Risikoabwägung recherchiert. Stupid Money sei (leider?) nicht im Markt.

Inzwischen liegt auch das Zahlenwerk vor. Auf 19 000 qm Ausstellungsfläche und vielen Schiffen sowie Restaurants trafen sich ca. 20 000 Teilnehmer. Davon waren 1 650 CEOs und Vorstände. 1 290 Investoren, 1 283 Entwickler, 762 Berater, 621 Makler, 466 Anwaltskanzleien, 304 Behörden, 220 Endnutzer, 133 Hotelgruppen und 110 Einzelhändler stellten nach MIPIM-Statistik die Besucher. 1 850 ausstellende Firmen aus mehr als 80 Ländern waren vertreten. 415 Journalisten folgten den Rufen der PR-Berater zum Gespräch oder Dinner.

Spass machte natürlich der letzte Abend mit zwei deutschen Immobilien als Gewinner der „Immobilien-Oscars“. MIPIM-Awards gingen an das Milaneo in Stuttgart von den Entwicklern ECE, Strabag sowie Bayerische Hausbau und an das Prestige-Objekt der IVG, „The Squaire“. Nach den aktuellen Verlustmeldungen und dem darauf folgenden Sturzflug seiner Aktie um über ein Drittel (vgl. PLATOW Immobilien vom 15.3.) hatte IVG-Chef Wolfgang Schäfers das auch nötig. Für die Squaire-Vermarktung muss sich die IVG noch einiges einfallen lassen. Im Vorfeld hatte Schäfers im Background-Gespräch deutlich gemacht, dass der MIPIM-Award für das weltbeste Objekt des Jahres unter Bewertungs- und Vermarktungsgesichtspunkten sehr wertvoll sein könne. Bislang ließ sich die Börse aber nichts anmerken. ECE-Chef Alexander Otto konnte sogar noch ein zweites Mal feiern. Während das Stuttgarter Milaneo eigentlich gar nicht auf der internen Hoffnungs-Liste stand, hatte man sich mit dem türkischen Center Marmara Park Chancen ausgerechnet – und auch gewonnen.

Die Sonnenwendfeier-Stimmung blieb darüber hinaus auf der 24. MIPIM aus. Wer sich diesmal „Austern und Spiele“ gewünscht hatte, wurde enttäuscht. Die Flugzeuge lieferten nur wenige Golfbags auf die Bänder. Streik, Schneechaos und Radarausfall hatten schon die Stimmung der Anreisenden, die oft den ersten Messetag auf Flughäfen verbrachten, getrübt. Bei normalem Terminstress wurde man mindestens dreimal bis auf die Haut nass. Kalt war es auch. Das MIPIM-Flair früherer Zeiten, als die Leute, die man kennenlernen wollte, noch nicht die „Closed Shop“-Mütze aufhatten und im Halbstundentakt ihre Gespräche durchzogen, ist vorbei. Wer nicht vorterminiert ist, muss Journalist sein oder die MIPIM unter „Incentive“ verbuchen.

Wir haben noch weitere Stimmungsbilder eingeholt. Thema ist auch der Trend, jetzt doch wieder über den Tellerrand des „Core“ hinaus zu schauen. Auch Timo Tschammler, Mitglied im Management-Board von Jones Lang LaSalle Deutschland, und Researchleiter Helge Scheunemann sehen inzwischen gute Gründe für Alternativen zu Core-Investments. Die Spitzenrendite für Objekte in den besten Lagen der Big 7 sei inzwischen seit Ende 2009 im Mittel auf 4,76% gesunken. Top-Objekte in B-Lagen brächten 80 Basispunkte mehr. Bei der Inkaufnahme weiterer Risiken kämen noch einmal weitere 150 Basispunkte hinzu. Catella-Maklerchef Klaus Franken sieht auch die rentabelsten Investitionschancen unterhalb von Core. Zudem gelte: Wer Angst vor dem Vermieten habe, solle sowieso nicht in Immobilien investieren.

Mit Blick auf die geplante Regulierung machte ZIA-Präsident Andreas Mattner im MIPIM-Gespräch bei Hannover Leasing deutlich, ein wenig verblüfft gewesen zu sein, als im vergangenen Sommer im AIFM-Umsetzungsgesetzentwurf die Asset-Klasse Offene Immobilienfonds mit nur einem (!) Satz in dem 600-Seiten-Papier einfach abgeschafft werden sollte. Inzwischen sei der Umsetzungsgesetzentwurf auf dem richtigen Weg. Ein klares Bekenntnis für den geschlossenen Publikumsfonds als Kerngeschäft der Hannover Leasing gab Geschäftsführer Laurent Rücker ab. Immobilienwirtschaftlich entscheidend sei die Nachvermietungssicherheit. Insofern seien die prominenten Mieter der Anwalts- und Beraterszene nicht unbedingt seine erste Wahl. Die AIFM-Umsetzung könne zu Verzögerungen führen, aber das Platzierungspotenzial sei vorhanden, wenn die Sicherheit des Anlegers adäquat berücksichtigt sei. Das Thema Energiewende durchdringe die Immobilienwirtschaft immer stärker, stellt Peter Tzeschlock, Vorstandschef von Drees & Sommer, fest. Auf der globalen Plattform MIPIM habe sich herauskristallisiert, dass Investmentanlagen nur dann als rentabel gelten, wenn sie den neuen Anforderungen an Nachhaltigkeit gewachsen seien.

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