Immobilien

MIPIM – Zuversicht kehrt zurück

Die MIPIM 2013 in Cannes startete als klassische „Murphy-Veranstaltung“ mit dem Streik des Sicherheitspersonals an deutschen Flughäfen, Schneechaos und Radarausfall, so dass recht viele MIPIM-Teilnehmer aus Hamburg, Frankfurt, Düsseldorf oder auch Paris ziemlich genervt erst zu den Abendveranstaltungen eintrafen.

Unsere Vorfeldgespräche deuteten einen leichten Exodus deutscher Besucher an, jedoch belegt das vorläufige Zahlenmaterial, dass die deutsche Beteiligung wieder annähernd auf Vorjahresniveau liegt. Das gilt wohl auch für das Gesamtzahlenwerk. Andererseits wirft es kein gutes Bild, wenn große deutsche Publikumszeitschriften wie die „FAZ“ nicht mehr vertreten sind. Mit rd. 200 teilnehmenden deutschen Gesellschaften, von denen allerdings sehr viele an Stadt- oder Regionalständen lediglich mit einer Tafel oder bestenfalls einem Stehtisch Präsenz zeigen, sind nur eine Handvoll weniger deutsche Aussteller gemeldet als im vergangenen Jahr. Allerdings handelt es sich ausschließlich um Wiederholungstäter. An neuen Ausstellern herrscht Mangelware.

Mit etwa 650 Unternehmen und rd. 2 100 Teilnehmern der gemeldeten Unternehmen sollten offiziell die Vorjahreswerte wieder erreicht werden. Das endgültige Zahlenwerk lag bei Redaktionsschluss noch nicht vor. Erfahrungsgemäß gibt es aber immer auch eine ganze Reihe Kurzentschlossener, die sich entgegen ihrer ursprünglichen Planung doch noch zu einer Tages- oder Zweitagesvisite im bedeckten und regnerischen Cannes aufraffen.

Auch diesmal ist die MIPIM-Organisation einmal mehr für ein schmunzelndes Kopfschütteln gut. Das „Savills-Cafe“ an der Croisette, völlig offen mit 50 cm hohen Absperrungen, lässt sich nur mit einer 2 000 Euro teuren Eintrittskarte betreten. Eine extra abgestellte MIPIM-Kontrolleurin stellt sicher, dass das renommierte Maklerhaus nur Gespräche mit „Badge-Trägern“ führt. Dabei ist es völlig egal, ob die Gesprächspartner über den Zaun sich schon die Hände schütteln. Ohne „Badge“ geht in Cannes nichts. Hauptgesprächsthema auf der MIPIM ist der Zwiespalt zwischen gesuchtem Core mit langen Mietverträgen und den wenig nachgefragten, vergleichsweise günstigen Objekten mit Entwicklungspotenzial der unterschiedlichen Risikokategorien. Wie uns Union Investment Real Estate-Geschäftsführer Frank Billand im Background-Gespräch am Messe-Vorabend auf der ZIA/Rücker-Veranstaltung berichtete, ist gerade vor dem Hintergrund notwendiger Ertragszwänge bei institutionellen Investoren das steigende Interesse an Investments außerhalb des engen Core-Bereichs erkennbar. Hinsichtlich der aus PLATOW-Sicht tendenziell hohen Technik- und Volatilitäts-Risiken von Core-Immobilien wies Billand darauf hin, dass Aspekte des Lebenszyklus genau beachtet werden müssen. Professionelles Assetmanagement bestehe darin, sich auch von Immobilien mit einer noch guten Mietrestlaufzeit trennen zu können.

Ansonsten herrschte auf der MIPIM Zuversicht, mehr noch als im vergangenen Jahr. Vielleicht lag das aber auch an der Besucherauslese. LHI-Chef und VGF-Präsident Oliver Porr verspürte auf dem traditionellen Eröffnungslunch der Deutschen Hypo eine optimistische Grundstimmung, da die absolute Finanzierungsknappheit vorbei sei. Gute Projekte fänden inzwischen immer einen Weg in die Realisierung. Dem stimmt auch Deutsche Hypo-Vorstand Andreas Pohl zu: „Die Kreditversorgung passt“. Vorstandschef Thomas Bürkle sieht das Haus offen für Neugeschäft. Alle wirklich guten Projekte wären heute wieder finanzierbar. Unter perspektivischen Gesichtspunkten sehen aber die meisten unserer Gesprächspartner die volkswirtschaftlichen Rahmenbedingungen als Risiko. Einen Fahrplan aus der Krise kennt niemand.

Hinsichtlich eines Endes der Core-Fixierung sieht Savills Deutschland-Chef Marcus Lemli eine scharfe Trennlinie zwischen dem, was für Core gehalten wird, und Objekten, die nicht in die Core-Kategorie fallen. Die Trennlinie mache sich sehr deutlich im Pricing bemerkbar. Die Renditeanforderungen stiegen hier nicht parallel zum Grad des zunehmenden Risikos, sondern bei Überschreiten der Linie sprunghaft an. Wichtige Gründe für das Core-Interesse bzw. die Nachfrage nach Neubauten mit langen Mietverträgen seien zum einen das Sicherheitserfordernis und zum anderen die Management-Intensität. Es gebe aber auch hohe Liquidität für richtig gepreiste Opportunity-Portfolios mit einem breiten Chancen-/Risikoraster. Im mittleren Bereich der leicht erhöhten Rendite fehle es z. B. amerikanischen Anlegern an der Story. Das Xanadu-Portfolio für knapp 200 Mio. Euro, das vor einigen Wochen geclosed wurde, habe mehr als 15 Interessenten mit Liquidität und klaren Preisvorstellungen gehabt. Auf die Sicherheit von Core-Investments in Frankfurt angesprochen, sieht Lemli durchaus mittelfristige Gefahrenpotenziale in den derzeit intensiven Bauaktivitäten in der Mainmetropole.

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