Immobilien

Mitteldeutscher Immobilienmarkt im Aufwind

Nach der Euphorie-Phase der frühen 90er Jahre waren sowohl die ostdeutschen Vorzeigestädte wie Leipzig und Dresden, aber auch die Mittelstädte wie Erfurt, Chemnitz, Magdeburg und Halle, denen zuvor die damals und heute bekannten Researcher ein hohes Wirtschaftswunderpotenzial prophezeit hatten, in ein tiefes Loch gefallen. Die ursprünglichen Träume blieben zwar weiter Träume, jedoch hat sich nach inzwischen fast 20 Jahren einer schwachen Entwicklung laut Recherche von BNP Paribas Real Estate (BNPPRE) wieder eine relativ dynamische Aufwärtsbewegung ergeben.

Der Leerstand von Büroflächen nehme nach wie vor deutlich ab. Die Nachfrage bleibe stabil, fasst Stefan Sachse, Niederlassungsleiter in Leipzig, zusammen. Sachse hat für die mitteldeutschen Städte detaillierte Daten für alle Marktsegmente ermittelt. Aktuell sind nach Ansicht von BNPPRE die großen Standorte Mitteldeutschlands in den Fokus professioneller Investoren geraten. Zum einen habe sich mehr als 20 Jahre nach der Wende ein dynamisches Entwicklungsniveau aufgebaut und zum anderen bestehe bei Investoren ein Anlagedruck, der alleine in den Metropolen Westdeutschlands nicht abgedeckt werden könne.

Insgesamt kommen die sechs großen mitteldeutschen Städte auf einem Büroflächenbestand von 11,5 Mio. qm. Die Höchstmieten liegen zwischen 8,40 Euro/qm in Halle und dem Spitzenwert von 12 Euro in Leipzig. Gegenüber den in den frühen 90ern avisierten Spitzenmieten von 20 Euro bis 22,50 Euro ist das sicherlich noch kein Traumergebnis, jedoch lagen nach unserer Erinnerung die Höchstmieten viele Jahre bei 6 Euro und in Ausnahmefällen bei 9 Euro in Leipzig. Erst zum Jahrtausendwechsel stiegen die Top-Mieten wieder über 10 Euro. Ende 2012 betrug der Flächenumsatz in den analysierten Städten 282 000 qm.

Leipzig habe sich bei Mietpreisen, Flächenumsatz und auch bei Investments herausragend entwickelt, fasst BNPPRE zusammen. Rund 98 000 qm seien im vergangenen Jahr vermietet worden. Der Leerstand betrage mit 416 000 qm heute lediglich 11% der insgesamt 3,7 Mio. qm Bürofläche. Bereinigt um nicht mehr marktgängige Flächen liegt der Leerstand sogar deutlich unter 10%. Einzelhandelsimmobilien bringen in Leipzig in der Spitze eine Miete von 120 Euro/qm. Leipzig ist mit 549 Mio. Euro Spitzenreiter bei Immobilieninvestments in den NBL. In Dresden wurde 2012 ein Büroflächenumsatz von 79 000 qm registriert. Der Leerstand sank auf 12,1% von insgesamt 2,4 Mio. qm. Ebenso wie Leipzig steht Dresden im Fokus von Retail-Filialisten. Leerstände in klassischen Handelslagen auf Grund von Shoppingcenter-Entwicklungen bedürfen laut Sachse noch eine längeren Zeit zum Abbau. Bei Investitionen blieb Dresden mit 127 Mio. Euro unbedeutend.

In Erfurt wurden bei Höchstmieten von etwa 10 Euro und einem Leerstand von 17,4% rund 41 000 qm Bürofläche umgesetzt. Die Einzelhandelsmieten erreichen 90 Euro. Chemnitz brachte 39 000 qm Flächenumsatz bei einem Leerstand von 12,5%. Die Spitzenmiete erreichte 9,50 Euro. Als Investitionsstandort tritt Chemnitz nicht in Erscheinung. Magdeburg liegt mit einem Büroflächenumsatz von 15 000 qm nur noch kurz vor Halle mit 10 000 qm. Die Leerstandsquote in Magdeburg liegt bei 15,4%, in Halle bei 11,7%. Die Investmentumsätze mit 43 Mio. Euro bzw. 80 Mio. Euro sind vor allem im regionalen Kontext als positiv zu beurteilen.

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