Immobilien

Nachhaltiges Wohnen erfordert Investitionen

Das Zahlenwerk einer nachhaltigen Bewirtschaftung von großen Wohnungsbeständen, wie sie neben den klassischen Wohnungsgesellschaften auch von Immobilien AG’s und Finanzinvestoren gehalten werden, macht deutlich, dass viele der derzeit konjunkturell hochfliegenden Perspektiven von Wohnungsinvestments nicht aufgehen können.

Die große Herausforderung der Wohnungswirtschaft bleibt, dass das Klientel der Wohnungsgesellschaften tendenziell wirtschaftlich schwächer wird. Gleichzeitig steigen die Nebenkosten unaufhaltsam. Damit werden die Mieten von Wohnungsbeständen lediglich kurzfristig konjunkturell steigen können, langfristig aber sinken müssen. Davon ging mit Blick auf die Wohnungsgesellschaften Volker Eichener, Rektor der Bochumer EBZ Business School, auf dem vom EBZ organisierten 10. Forum Wohnungswirtschaft des VdW Rheinland Westfalen aus.

Weitere Baustellen deutscher Immobilienbestände sieht Uwe Schramm, Vorstandsvorsitzender der WohnBau Westmünsterland eG, darin, dass 70% der westdeutschen Immobilienbestände des GdW älter als 50 Jahre seien. Schrumpfende Märkte produzierten Leerstand. Die demografische Entwicklung verlange nach kostenintensiver Barrierefreiheit. Wohnungsneubau sei renditeschwach. Eine warmmietenneutrale energetische Sanierung sei nicht ausreichend wirtschaftlich. Hinzu käme die neue allgemeine Wertediskussion. Die Finanz- und Wirtschaftskrise habe „Ethikspuren“ hinterlassen. 1 Mio. Wohnungen seien in den letzten Jahren an Finanzinvestoren verkauft worden. Der Sozialstaat ziehe sich zurück. Gleichzeitig gewinne das Gut „Wohnung“ als Rückzugsraum an Bedeutung. Übereinstimmung bei den Chefs von LEG (Whitehall Fund) mit 90 000 Wohnungen, WohnBau mit 5 500 Wohnungen und Evonik mit 60 000 Wohnungen bestand jedoch darin, dass der ökonomische Erfolg Voraussetzung für nachhaltige Bewirtschaftung von Wohnungen ist. Eine renditeorientierte Unternehmenssteuerung schaffe dafür die Grundlagen, stellte LEG-Chef Thomas Hegel fest, der es sich zur Aufgabe gemacht hat, eine Marktposition mit signifikanter Größe und ein qualitatives Bestandswachstum zu sichern, und dabei eine angemessene jährliche Dividende, eine Steigerung des Net Asset Value und des Cashflows zu erreichen.

Nachhaltigkeit bedeute nichts anderes als Investitionen, fasste Evonik-Wohnungs-Geschäftsführer Robert Schmidt zusammen. Vermietbarkeit sei auf lange Sicht nur durch wertsteigernde Instandhaltung sicherzustellen. 6 bis 7 Euro mancher Immo AG’s oder Finanzinvestoren seien pro Jahr und qm nicht ausreichend. Um die 12 Euro pro qm für Instandhaltung und 7 Euro für energetische Instandhaltung seien pro Jahr und qm für ein Konzept der nachhaltigen Bewirtschaftung nötig. Damit wird klar, dass eine geänderte Mietrechtsgesetzgebung den Gesellschaften nicht hilft, da die Kosten allein aus Gründen der Belastbarkeit nicht auf den Mieter umgelegt werden können. Helfen würden nur niedrige KfW-Zinsen.

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