Immobilien

Neue Regulierungsanforderungen verunsichern Fondsbranche

Bei den Gymnicher Fondsgesprächen, bei denen PLATOW und „Der Fondsbrief“ gemeinsam einige Top-Manager der Fondsbranche regelmäßig zum Roundtable bitten, standen diesmal die ersten Auswirkungen der zum 1.6. in Kraft getretenen Regulierungsanforderungen im Vordergrund. Die neuen WpHG-Vorschriften haben bereits zu einer deutlichen Verunsicherung der Vertriebe geführt.

Während die Initiatoren geschlossener Fonds vordergründig noch recht glimpflich davon kamen, sind vor allem Vertriebe geschlossener Fonds von den neuen WpHG-Vorschriften betroffen. Jedoch relativiert sich die Freude vieler Initiatoren. Denn letztlich bleibt unter Vertriebsgesichtspunkten dem Initiator gar nichts anderes übrig, als die Arbeit für die Vertriebe vorzubereiten.

Neben den Regulierungsanforderungen ist derzeit die Hinwendung zu institutionellen Investoren das große Thema der Branche. KGAL und Real I.S., die von Andreas Heibrock vertreten wurde, sind hier traditionell stark vertreten. KGAL-Manager Gert Waltenbauer sieht den Publikumsanteil weiter als wichtig an. Bei vielleicht insgesamt 100 potenziellen Kunden, so Waltenbauer, bestünde die Gefahr einer Abhängigkeit. Weitgehend übereinstimmend bestand die Meinung, dass die reinen Initiatoren von Publikumsfonds nicht gut beraten seien, wenn sie ihr Geschäft auf Institutionelle übertragen wollen. Die professionellen Investoren sprächen eine komplett andere Sprache. Dabei ist der Rahmen für deutsche Immobilienfonds derzeit sehr günstig. Signa-GF Michael Wilke sieht den deutschen Gewerbeimmobilienmarkt im Bürobereich im europäischen Vergleich nach wie vor als deutlich unterbewertet an. Marc Drießen von Hesse Newman ergänzt, dass sich der Erfolg eines Fonds aber immer erst im „Jahr 1“ nach Mietvertragsauslauf zeige.

Damoklesschwert über der Branche ist derzeit der eher ruhige Bankenvertrieb. So werde in der Öffentlichkeit und auch in der Politik die Beteiligungsbranche insgesamt in Sippenhaft genommen. Nach anfänglicher Unsicherheit haben sich die meisten Initiatoren darauf verständigt, ihren oft kleineren Bankenpartnern bei der Erfüllung der Regulierungsanforderungen zu helfen. Bislang sei es einzig der Deutschen Bank gelungen, ihr Personal durch aktive Betreuung wieder für geschlossene Fonds zu gewinnen. Ohne die Deutsche Bank sei derzeit kaum jemand in der Lage, Fonds mit großen Volumina über 50 Mio. zu platzieren. Von der Flaute im Bankenvertrieb bleibt ZBI-Vorstand Bernd Ital eher verschont. Die ZBI platziert ihre Wohnungsfonds überwiegend über freie Partner. Nach Erfahrungen von Ital ist aber auch im freien Vertrieb Zurückhaltung zu spüren. Allerdings schwimmt die ZBI, die sich ausschließlich auf Wohnimmobilien beschränkt, mit ihren Produkten derzeit auf der richtigen Welle.

Im Ergebnis geht die Branche davon aus, dass der Vertrieb unter den neuen Vorzeichen einfacher wird. In Bezug auf die Verkaufsunterlagen lebe man jetzt in einer einheitlichen Welt. Hinzu komme, dass die BaFin die Prospekte nicht mehr wie bislang nur gestatte, sondern jetzt auch prüfe, ob sie widerspruchsfrei und verständlich sind. Aus PLATOW-Sicht dürfte der Vertrieb auch dadurch gestärkt werden, dass sich nun am Anlegerschreibtisch ein von der BaFin „geprüftes“ Produkt verkaufen lässt. Die neue Plausibilitätsprüfung der BaFin verstärkt den Eindruck eines vermeintlich „geprüften und genehmigten“ Anlageprodukts noch. Wenig optimistisch waren die Gesprächsteilnehmer, dass durch die Regulierung die „schwarzen Schafe“ zukünftig vom Vertrieb ausgeschlossen bleiben. Wer über genügend Kapital verfüge, um die neuen Anforderungen zu erfüllen, werde auch weiterhin dubiose Angebote verkaufen können, hieß es.

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