Immobilien

Neues Insolvenzgesetz als Chance für die Immobilienwirtschaft?

Die Berliner CMI Chamartin Meermann Immobilien nutzt nach dem gescheiterten Börsengang als erstes Immobilienunternehmen das neue Insolvenzrecht. Viele Experten gehen für 2012 von einem Jahr der schlechten Botschaften aus. Bei Projektentwicklern herrscht das Prinzip Hoffnung. Die Fondsbranche hat zwar mit deutschen Immobilien ein absatzstarkes Produkt, aber ohne Eigenkapitalzwischenfinanzierung lassen sich keine Fonds stricken. Regulierung und Sippenhaft mit pleitebedrohten Schiffsfonds dürften weitere Opfer fordern. Insofern kommt die Insolvenzrechtsreform zur rechten Zeit.

Seit 1.3. ist das „Gesetz zur weiteren Erleichterung der Sanierung von Unternehmen“ (ESUG) in Kraft, das den Fokus mehr auf die Sanierung von Unternehmen als auf deren Liquidation legt.

CMI hangelt sich schon seit geraumer Zeit von einem Strohhalm zum nächsten. Zunächst wollte CMI mit einem Börsengang im Sommer 2010 als erstes deutsches, rein auf die Projektentwicklung fokussiertes Unternehmen Geld in die damals wohl schon klamme Kasse spülen. Weitgehend unisono herrschte in den Medien Skepsis. Im Juli 2010 musste der Börsengang abgesagt werden. Im Gespräch mit damals kritischen Analysten wurde Verwunderung deutlich, wie sich CMI wohl bis zum neuen Insolvenzrecht geschleppt habe. Nachdem die Sanierung über die Börse gescheitert war, bietet das neue Insolvenzrecht den nächsten Strohhalm.

CMI ist als Holding für 15 Projektgesellschaften verantwortlich und bezeichnet sich selbst als Berlins größten Projektentwickler. Laut Unternehmen sind diese Projektgesellschaften – wohl zunächst – nicht von der Insolvenz betroffen. Die laufenden Immobilienprojekte würden unverändert fortgeführt. Dazu zählt auch das Grandhotel und Spa in Heringsdorf. Bei dem im vergangenen Jahr ins Stocken gekommenen 4-Sterne-Hotelprojekt am Berliner Hauptbahnhof ist CMI angeblich draußen. Laut „Berliner Morgenpost“ warten seit Monaten mehrere Berliner Betriebe auf Geld von Chamartin. Als Insolvenzverwalter wurde vom Amtsgericht Charlottenburg der Berliner Rechtsanwalt Friedemann Schade von der Kanzlei BRL berufen. Das ESUG habe die Möglichkeiten für eine Unternehmenssanierung durch einen Insolvenzplan deutlich erweitert und verbessert. Blockadepotenzial wurde abgebaut, so dass das Insolvenzplanverfahren heute schneller und kalkulierbarer durchgeführt werden könne. Damit liefere die Insolvenzordnung auch für den Fall CMI eine gute Grundlage zur langfristigen Unternehmenssanierung, berichtet Schade auf Anfrage. Die Projektgesellschaften seien von der Insolvenz nicht betroffen. Sie würden detailliert von Fachleuten analysiert. In Berlin würden derzeit das Wohnprojekt Humboldt Palais am Hegelplatz, Stadthäuser und Altbausanierung Scharnhorststraße 26-27 sowie das Wohnensemble Chausseestraße 88 gebaut, erläutert Schade.

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