RICS-Umfrage sieht Deutschland im Abschwung
Die Ergebnisse des Chartered Surveyor-Verbands RICS im „Global Commercial Property Monitor“ (GCPM) decken sich inzwischen mit den PLATOW-Erwartungen. Mit Blick auf Europa zeigt der Index einen Rückgang der Gesamtnachfrage der Mieter. Gleichzeitig nimmt das Angebot an Mietflächen zu. Das werde einen Abwärtsdruck auf die Mieten ausüben. Positiv entwickelten sich dagegen die Mieten von erstklassigen Industrieflächen, Datenzentren, Mehrfamilienhäusern, Studentenwohnheimen, Altenpflegeeinrichtungen und erstklassigen Büroimmobilien.
Dennoch bleibt der Trend der Nutzerstimmung im „Occupier Sentiment Index“ (OSI) immer noch besser als die Entwicklung der Investorenstimmung im „Investment Sentiment Index“ (ISI). Der Gesamtindex „Global Commercial Property Sentiment Index“ (CPSI) sank entsprechend deutlich. RICS Deutschland-Chefin Susanne Eickermann-Riepe findet klare Worte. Die Transformation am Immobilienmarkt sei in vollem Gange. Investoren hielten sich zurück. Mieter blieben abwartend und auch abwägend. Es fehlten noch ausreichende Impulse, um den Attentismus zu überwinden. Außerdem wäre es an der Zeit, die Nachhaltigkeits-Bekenntnisse der Immobilienwirtschaft in die Tat umzusetzen. Es seien neue Realitäten zu akzeptieren, was wohl in weiten Teilen der Branche noch nicht geschehen ist, interpretiert PLATOW daraus.
Dennoch gibt es deutliche regionale Unterschiede. Stabil hält sich der Gesamtindex CPSI im Mittleren Osten und Afrika. In der Region Amerika fiel er durch den Negativdruck aus den USA deutlich ab. In Europa sank die Stimmung in allen großen Märkten vergleichbar mit den USA. Am schlechtesten ist die Stimmung in Deutschland mit einen CPSI-Wert von -33 (Q3: -28). Auf der Skala ist Null neutral. Die positivste Phase der vergangenen 15 Jahre sah die Stimmung bei etwa +20. Die Negativbandbreite reicht bis -60 nach der Finanzkrise und -40 im Corona-Einbruch. Das letzte Stimmungstief ist also in Sichtweite. Die Niederlande und Großbritannien liegen bei -23 (Q3: -23 bzw. -16), die Schweiz bei -21 (-24), Spanien bei -19 (-5), Frankreich bei -17 (-9) und Italien bei -9 (-4).
Bereits im Vorquartal sahen 87% der Befragten den deutschen Zyklus in einer Abschwungphase. Jetzt sind es 91%. Am stärksten zeigt sich der Nachfragerückgang bei Büro- und Einzelhandelsimmobilien. Als Immobilien-Investitionsstandort wird Deutschland weiterhin von 10% (Q3: 20%) als sehr teuer und von 71% (64%) als teuer bewertet. Die bereits feststellbaren Preisänderungen wirken sich in der Verminderung der größten Pessimisten aus. Die Einschätzung der Befragten zur Mietentwicklung bleibt in Deutschland aus PLATOW-Sicht überraschend positiv. Allein bei Einzelhandelsimmobilien fallen die Mietaussichten.
Die Umfrageteilnehmer erwarten europaweit sinkende Bewertungen in den nächsten 12 Monaten. Auch hier zeigt sich Deutschland mit einem Nettosaldo von -60% besonders pessimistisch. Es folgen Schweden, die Niederlande, Dänemark, Polen und Großbritannien. Die Befragten gehen zudem weiterhin von einer Verschärfung der Kreditbedingungen aus. Hier verzeichnete die Stimmung den schwächsten Indexwert, der jemals seit der Erhebung 2013 für diesen Indikator gemessen wurde. Parallel ging auch die Investitionsnachfrage auf gesamteuropäischer Ebene in Q4 zurück.