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Vertriebszentren für den Online-Handel pushen Logistikbedarf

Der Online-Handel erhöht die Nachfrage nach Logistikflächen. Gleichzeitig ändert sich der Bedarf. Maßgeschneiderte Megazentren, die große Flächen und einen guten Zugang zu Arbeitskräften benötigen, gewinnen stark an Bedeutung. Allein rund 3 Mio. qm Spezialflächen für „E-Fulfillment-Zentren“ beanspruchen in den kommenden 5 Jahren allein die Online-Handelshäuser in Europa. Weitere 22 Mio. qm werden im gleichen Zeitraum für den darüber hinausgehenden Lagernachschub des Einzelhandels benötigt. Während der Anteil der Retailbranche am gesamten Logistikflächenumsatz seit 2009 stabil bei rd. einem Drittel bzw. 16,5 Mio. qm verharrte, hat sich der Anteil der reinen Online-Logistiknachfrage von 2 auf 7% bzw. 2,7 Mio. qm erhöht. Insgesamt 52% des gesamten europäischen E-Commerce-Logistikflächen-Umsatzes der vergangenen 4 Jahre fanden in Deutschland statt. Das waren mehr als 1,4 Mio. qm Fläche, rechnet Rainer Köpke, Logistikchef von Jones Lang LaSalle (JLL) Deutschland, vor.

JLL geht davon aus, dass sich der Online-Umsatz in der ersten Hälfte dieser Dekade fast verdoppeln wird. Er würde damit europaweit 10% aller Einzelhandelsumsätze betragen. Die Verbindung von stationärem Einzelhandel und zunehmendem Online-Handel mit seinen veränderten Vertriebswegen führe zu einer Erhöhung und Veränderung des Bedarfs. Neue Logistikzentren mit über 100 000 qm auf der grünen Wiese würden ebenso benötigt, wie spezialisierte Paketvertriebszentren und kleine, lokale Auslieferungsdepots. Das Kaufverhalten wandle sich zunehmend zu einem voll integrierten „Omni-Channel-Angebot“. Der Kunde gehe in den Laden oder shoppe online bzw. mit dem Mobiltelefon. Er bekomme seine Ware dann entweder nach Hause geliefert oder hole sie im Geschäft oder bei speziellen Auslieferungszentren ab. Dabei spielt die multidisziplinäre Lieferkette die entscheidende Rolle als Garant der Kundenzufriedenheit.

Das Wachstum des Online-Handels hat dabei eine fundamentale Veränderung der Größe, der Gestalt und der Lage der Logistikzentren zur Folge. Amazon sicherte sich allein 2011 mehr als 400 000 qm Neubauflächen. Zunehmende Bedeutung kommt dabei dem Einsatz von Robotern zu. Aus London wird berichtet, dass ein hochwertiger Online-Modehändler die Entnahmerate durch Robotereinsatz um 500% steigern konnte.

Deutschland ist mit einem Bestand an Logistikflächen von rd. 50 Mio. qm und einem durchschnittlichen Jahresumsatz von 3,8 Mio. qm in den letzten 4 Jahren führend in Europa. Während rd. 52% des europäischen E-Commerce-Logistikflächen-Umsatzes in Deutschland abgewickelt wurden, folgen Großbritannien mit 20% und Frankreich mit 9% mit weitem Abstand auf den Plätzen. Russland erreicht 7% und das restliche Zentraleuropa 1% des Flächenumsatzes. Für Deutschland erwartet JLL in den nächsten 5 Jahren einen Flächenumsatz mit Handelsunternehmen von rd. 6 Mio. qm, wovon ein Viertel auf Lagerflächen für E-Commerce entfallen könnte. In den übrigen Ländern werde der E-Commerce-Anteil deutlich geringer sein, jedoch in den kommenden Jahren stark zulegen.

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