Immobilien

Wieder schiefgegangen – Prime Office sagt Börsengang ab

Seit 2007 plant der Münchener Fondsinitiator DCM mit der Prime Office AG (PO AG) ein Immobilienportfolio aus eingebrachten Objekten von Fondsanlegern, Einkäufen aus der Boomphase und auch eigenen Immobilien an die Börse zu bringen. Kurz vor Beginn der Börsennotierung zogen die Münchener ihre Pläne zurück.

Auf Grund des aktuell volatilen Marktumfeldes hätten sich die Gesellschaft, die abgebenden Aktionäre und die den Börsengang begleitenden Banken entschlossen, den Börsengang derzeit auszusetzen, heißt es in einer ad-hoc-Meldung. Allerdings werden auch andere Gründe kolportiert.

Wie auch bei der IVG ging das Timing des bereits für 2007/08 angesetzten Börsengangs der DCM mit der Prime Office AG schief. 2008 wurde der zyklisch unglückliche Bestandsaufbau der Prime Office mit einem negativen Bewertungsergebnis von 114 Mio. Euro abgestraft. Nach -165,1 Mio. Euro in 2008, +7,6 Mio. Euro in 2009 und erneut -10,3 Mio. Euro durch Finanzaufwendungen in 2010 werden laut UniCredit für 2011 +17,9 Mio. und für 2012 +44,4 Mio. Euro Jahresüberschuss erwartet. In den vergangenen Tagen machten zudem Informationen über den Vermietungsstand die Runde, die sonst nur dem fleißigen Leser des Börsenprospektes vorbehalten gewesen wären. So laufen laut Prospekt in nur 21 Monaten bis März 2013 in Frankfurt, Düsseldorf und Stuttgart Mietverträge über insgesamt rund ein Viertel der Gesamtmietfläche des Portfolios aus, für die es noch keine Anschlussmieter gibt. Die Internetpräsenz der Prime Office AG informiert dagegen lediglich über eine Vermietungsquote von 99,7% und eine durchschnittliche Restlaufzeit von 6,82 Jahren. Für den Motor der Börsenidee, DCM- und Prime Office-Vorstand Claus Hermuth, ist der anstehende Leerstand bereits in der Portfoliobewertung berücksichtigt, so dass die modernisierten Objekte zu attraktiven Konditionen neu vermietet würden und der Marktwert der Immobilien durch die geplante Neuvermietung steigen würde.

Für PLATOW ergeben sich zwei Sichtweisen, die Einfluss auf die Planungen haben könnten: Auf der einen Seite berücksichtigt die eher zurückhaltende und vor allem börsenprospektorientierte Information über kurzfristig zu erwartende Leerstände zu wenig. Auch sind Wertsteigerungsstories von Leerständen meist Boomphasen mit hoher Risikobereitschaft zugeordnet und beschreiben den Höhepunkt eines Zyklus‘. Soweit sind wir aber noch nicht. Auf der anderen Seite sind fast sieben Jahre durchschnittliche Restmietzeit eines Portfolios mehr als anständig, und die aktuelle Vermietungsquote von 99% spricht für die Qualität des Portfolios, auch wenn 14 Großobjekte aus der Entfernung nicht detailliert zu analysieren sind. In jedem großen Portfolio laufen statistisch Mietverträge aus. Damit hätte der Börsengang eigentlich in die zweite Phase des Zyklus‘, in der Profis wieder bereit sind, Risiken einzugehen, gepasst. Vielleicht erwächst daraus ja aber auch die Chance, im weiteren Zyklus das Problem mit Hilfe internationaler Investoren zu lösen.

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