Investorenforum

Zeit der Chancen bricht an

Auf dem PLATOW Investorenforum mit einer Tour durch alle Assetklassen am Dienstag lag der Tenor eher auf den Chancen als auf den Risiken. Gerade in einer Zeit, in der sich insbesondere durch Zinswende, ESG und geopolitischer Neuordnung das Anlageuniversum neu sortiert, liegen die Chancen vielfach auf der Straße, verbreitete PLATOW-Herausgeber Albrecht Schirmacher Zuversicht.

Die Gewinner der PLATOW Immobilien Awards 2023
Die Gewinner der PLATOW Immobilien Awards 2023 © PLATOW Verlag

Die kommenden 12 Monate würden viel spannender werden, als beim Investorenforum im vergangenen Jahr abzusehen war. Allerdings schränkten die volkswirtschaftlichen Referate ein, dass „prima vista“ das konjunkturelle Umfeld eher wenig Dynamik erwarten lasse. Deutschland sei in einer leichten Rezession.

Bei der Betrachtung der Assetklasse Immobilien verwies Zinsspezialist Kurt Neuwirth auf die Risiken der Geldpolitik, über das Ziel hinauszuschießen. Die Wirkung der Zinspolitik müsse mit einem Timelag von 21 Monaten kalkuliert werden, wie der um eben diesen Zeitraum versetzte Zusammenhang zwischen Geldmenge und Inflation deutlich mache. Rainer Matthes, CIO Metzler AM, relativiert die Hoffnungen, die Inflation schnell in den Griff zu bekommen. Zum einen habe die Inflationsrate historische Höhenflüge in der Bundesrepublik eingestellt, zum anderen hätte es immer etwa drei Jahre gedauert, die Kerninflationsrate wieder auf 2% zu bringen. Stefan Hackbart, Bereichsdirektor Unternehmen und Investoren bei der Mainzer Volksbank, hofft im privaten Immobilienbereich auf ein Softlanding. Colliers-Chefanalyst Andreas Trumpp verweist darauf, dass die vergangenen Jahre Ausnahmejahre gewesen seien. Jetzt kämen die Preise wieder auf die „normale“ Ebene zurück.

Wie PLATOW schon im letzten Jahr deutlich machte, sieht jetzt auch Trumpp auf Basis der historischen Preissituation bei vergleichbarem Zinsniveau einen Anhaltspunkt, wo die Preiskonsolidierung einen Boden finden könnte. Bei aktuellen Ankaufsrenditen guter Objekte von 4,5% bzw. der 22-fachen Jahresmiete kämen Verkäufer und Käufer derzeit nicht zusammen. Er sieht Kaufinteresse bei leicht über 5%, also der 19- bis 20-fachen Jahresmiete. Das generelle Problem sei, dass sich normale Risiken kalkulieren ließen, nicht jedoch die aktuellen Unsicherheiten. Im Ergebnis sieht auch Trumpp die von PLATOW und Aurelis-CEO Joachim Wieland mit Blick auf die Mathematik aufgezeigte 5%-Welt, in der der Basispreis einer sehr guten Büroimmobilie bei etwa der 20-fachen Jahresmiete liegt. Landmarks mit Liebhaber-Charakter können dann bis Richtung 25-fache ausreißen. Bei B-Objekten sind dann die entsprechenden Lage-, Qualitäts- und die neuen ESG-Sanierungsabschläge zu berücksichtigen. Auf einer BIIS-Tagung bezifferte Piet Kok von der BerlinHyp die Kosten einer Bürosanierung auf die 5- bis 8-fache Jahresmiete.

Im aktuellen Umfeld fiel es der PLATOW Award-Jury nicht leicht, Preisträger zu nominieren, die in der Vergangenheit und mit hinreichender Sicherheit auch in Zukunft ein profitables Geschäft realisieren werden. Sowohl Laudatorin Susanne Eickermann-Riepe, Chair of the RICS European World Regional Board und ehemalige deutsche RICS-Vorsitzende, als auch PLATOW Immobilienexperte und Laudator Werner Rohmert gehen von einer deutlich schwierigeren Entwicklung aus, als die Branche derzeit noch realisiert. Eickermann-Riepe blickt in diesem Zusammenhang im Background-Gespräch sehr kritisch auf die anderen europäischen Märkte und hat für Deutschland die Devise „Surviving 2025“ ausgegeben.

Gewinner des PLATOW Immobilien Award-Sonderpreis ist Bulwiengesa, für die Gründer Hartmut Bulwien, Andreas Schulten und Heike Piasecki die Auszeichnung entgegennahmen. Für den Laudator war das ein Blick in die eigene Vergangenheit, da er vor 30 Jahren mit den Preisträgern zusammenarbeitete. Ein weiterer Award ging in der Kategorie „Beteiligungen“ an die LBBW, für die Immobilien-Vorstand Thorsten Schönenberger den Preis entgegennahm. Der Gewerbe-Award für die Momeni Group wurde an Geschäftsführer Andreas Gladisch überreicht. Für den Preisträger Nassauische Heimstätte („Wohnen“) kamen die Geschäftsführer Thomas Hain und Constantin Westphal. Für UBM Development („Nachhaltigkeit“) nahm Bernhard Egert, Head of Timber Construction, die PLATOW Award-Zeitkapsel entgegen.

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