Aufsicht / Regulierung / Compliance

Chemielabor (Symbolbild)
Industrie

2023 – Schicksalsjahr der Chemie

Die energieintensive Industrie hat ein hartes Jahr hinter sich. 2023 wird aber die eigentliche Belastungsprobe, sagt IGBCE-Chef Michael Vassiliadis. Bisher konnten sich viele Betriebe mit gutem Hedging gegen hohe Energiekosten schützen. Jetzt läuft diese Absicherung aus. „Wir sind nicht überm Berg“, warnt Vassiliadis auf der Jahres-PK der IGBCE. Gleicher Tenor beim BDI. Präsident Siegfried Russwurm sieht die Wettbewerbsfähigkeit des deutschen Standorts durch die hohen Energiepreise gefährdet und drängt auf rasches Vorankommen bei den Preisbremsen. Damit wäre allerdings nur ein Teil der Problematik gebannt.

EZB
Zentralbanken

Schattenbanken – Regulierung durch die Hintertür

Seit der Pleite des Hedgefonds Archegos legen die Aufsichtsbehörden ein verstärktes Augenmerk auf die Risiken aus dem Schattenbanken-Sektor. Doch bislang bleiben die Forderungen der Aufseher und Zentralbanker nach einer stärkeren Regulierung von Hedgefonds, Familiy Offices und anderen Schattenbanken-Akteuren weitgehend ungehört.

Immobilien

Adler Group – Die Suche geht weiter

Gerne hätte Adler-Verwaltungsratschef Stefan Kirsten mit einem doppelten Befreiungsschlag gleich zu Jahresbeginn die drängend-sten Probleme des schwer angeschlagenen Wohnimmobilienkonzerns abgeräumt. Doch der vom Amtsgericht Berlin-Charlottenburg als Abschlussprüfer für die Bilanz 2022 der Adler Group-Tochter Adler Real Estate bestellte Wirtschafsprüfer KPMG hat das Mandat abgelehnt.

Bankensektor

Cum-Ex-Rückforderungen – North Channel Bank muss zusperren

Immerhin auf der Website der North Channel Bank (NCB) ist die Welt noch in Ordnung. „Mit unserem Leitbild Engage – Connect – Enable sorgen wir dafür, dass aus Ideen innovative Lösungen entwickelt werden“, begrüßt die Bank potenzielle Kunden, die von den Cum-Ex-Verwicklungen des kleinen Mainzer Hauses noch nichts gehört haben. Nachdem 2009 Investoren aus den USA das ehemalige Bankhaus Oswald Kruber übernommen hatten, mischte das umgetaufte Institut bei einigen besonders innovativen Lösungen mit Dividendensteuerbezug mit. Das hatte böse Folgen.

Bankensektor

Insolvenzen – Mittelstand bleibt widerstandsfähig

Die immerzu geringen Insolvenzahlen waren für viele Marktbeobachter in den letzten Monaten ein Rätsel. Selbst nach Aussetzen der Antragspflichten, wodurch manche Experten eine Insolvenz-welle als Nachholeffekt befürchteten, bewegen sich die Zahlen weiter unter dem langfristigen Durchschnitt. Im Dezember lagen die Firmenpleiten laut Statistik des Leibniz-Instituts für Wirtschaftsforschung Halle (IWH) bei 879. Das sind zwar 23% mehr als im Vorjahresmonat, liegt aber immer noch unter dem Dezember-Schnitt von 2015 bis 2019 (968).

Automobilhersteller

E-Mobilität – EU-Autobauer tun sich schwer mit der Wende

Auch vor 100 Jahren dauerte es ein Weilchen, bis für den rapide zunehmenden Auto-Bestand ein ausreichendes Tankstellennetz aufgebaut war. Einen wichtigen Vorsprung hatte man damals aber gegenüber der heutigen E-Ladeinfrastruktur: Immerhin lief der Sprit aus den unterschiedlich konstruierten Hähnen am Ende irgendwie in die Tanks der diversesten Verbrenner-Vehikel.

FinTech

N26 – Börsengang ist vom Tisch

N26 wird „Challenger“-Bank genannt, da es herkömmliche Banken mit ihrer teils jahrhundertelangen Historie angreifen will. Dass das nicht so leicht ist wie anfangs gedacht, erfährt das Fintech schon längst am eigenen Leib. Nach dem BaFin-Doppel-Rüffel inklusive gedeckeltem Neukundenwachstum und zweier Sonderbeauftragter folgt nun der nächste Paukenschlag: Der schon länger mit diversen anderen Investoren- und Lehrtätigkeiten (z. B. an der RWTH Aachen) beschäftigte CFO Jan Kemper macht Ende Januar 2023 die Biege.

Ex-Minister

Heiko Maas – Auf Waigels Spuren

Mindestens ein Jahr im Abklingbecken müssen abgetretene Bundesminister seit 2015 vor einem Wechsel in die Wirtschaft verbringen. Heiko Maas, damals Justizminister, hat seinen Einstieg bei der Anwaltskanzlei GSK Stockmann ziemlich genau getimt: Im Dezember 2021 trat er als Außenminister ab, zum Januar 2023 hört er im Bundestag auf und fängt bei GSK an. Als Partner wohlgemerkt, also Mitunternehmer, an den gewisse Umsatzerwartungen gestellt werden.

Zentralbanken

EZB – Transparenz als Prophylaxe

Im politischen Gerüst der EU-Institutionen springen Lauffeuer schnell von einem Gremium auf das andere. Umso vorsichtiger müssen Akteure agieren, wenn, wie im Fall Eva Kaili, inzwischen abgesetzte Vizepräsidentin des Europäischen Parlaments, Korruptionsverdacht vorliegt. Auch EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen geriet durch die angebliche Löschung von Textnachrichten, die Verhandlungen über Lieferung des Covid-19-Impfstoffs durch Pfizer dokumentiert haben sollen, in die Kritik. Korruption – ein Wort, mit dem kein Politiker oder Wirtschaftsteilnehmer in Verbindung gebracht werden will, erschüttert es doch die einzige Währung, die zählt: Vertrauen in die Institution.

Finanzaufsicht

BaFin – Trauma Wirecard

Am 8.12. in München mit Markus Braun (53) Auftakt im Wirecard-Prozess, der Licht ins Dunkel eines der größten Fälle von Wirtschaftsbetrug der Nachkriegszeit bringen soll. Wenige Tage später, am 13.12., Auftritt des fast gleichaltrigen Mark Branson (54) im Club Frankfurter Wirtschaftsjournalisten. Der Brite mit Schweizer Pass trat vor 18 Monaten an die BaFin-Spitze, nachdem Vorgänger Felix Hufeld über schwerwiegende Versäumnisse seiner Behörde im Fall Wirecard gestürzt war.

Deal-Ticker

Kurz und kompakt – Spannende Mandate im Dezember 2022

Millionenschwere Sanierungspläne für Adler und Corestate, eine Premiere im digitalen Anleihemarkt und die Gründung eines neuen Wertpapierinstituts – auch zum Jahresende vermeldeten die Kanzleien wieder spannende Deals. Die aus unserer Sicht interessantesten Mandate hier kurz und bündig zusammengestellt.

Armin Barthel
Personalien des Monats

Neuer Compliance-Chef der Allianz kommt von der Commerzbank

Zum Jahreswechsel unterstellt die Allianz-Gruppe ihre Compliance einer neuen Führung. Armin Barthel, seit April 2016 Chief Compliance Officer bei der Commerzbank, wechselt in gleicher Position zum Versicherungskonzern und löst Hervé Gloaguen ab.

Bankensektor

Fusionsfieber bei Sparkassen und Genossen dürfte anhalten

Bei hiesigen Kreditinstituten lief es schon schlechter. Allerdings müssen sich die Banken auf den durch hohe Inflation, Konjunktureinbruch, geopolitische Spannungen und weiterhin gestörte Lieferketten bedingten „Sturm“ einstellen. Gelingt ihnen das nicht, werden sie das Potenzial einer EK-Rendite von durchschnittlich 7 bis 9% (bis 2026) nicht erreichen, konstatieren die Unternehmensberater von Bain & Company in ihrer neuesten Studie.

Versicherungen

Versicherungen – Weiter geht‘s ohne Elementarschadens-Pflicht

Am Ende hing es an Marco Buschmann. Die Pflichtversicherung gegen Elementarschäden an Gebäuden, auf die sich die Ministerpräsidenten mit Kanzler Olaf Scholz eigentlich bei der Bund-Länder-Konferenz am Donnerstag (8.12.) einigen wollten, nahm der Bundesjustizminister mit dem Argument, von vermeidbaren Zusatzkosten für Privathaushalte solle man „die Finger lassen“, erst einmal vom Tisch. 2023 wird weiterberaten.

Bankensektor

Sparkassen 2022 – Von Automatensprengungen bis Zinswende

Für Sparkassen war 2022 ein bewegtes Jahr, im Positiven wie Negativen. Überwiegend positiv war die lang ersehnte Leitzinserhöhung der EZB, durch die Zinserträge der meisten Banken wieder sprudeln. Das berichtet uns auch die Kreissparkasse München Starnberg Ebersberg, die wie viele andere die Verwahrentgelte auf kurzfristige Einlagen abgeschafft hat. Außerdem könne sie neue Produkte anbieten (z. B. Sparkassenbrief mit unterschiedlichen Laufzeiten).

Zentralbanken

EZB – In Sorge um Nachwuchs

Die EZB macht sich offenbar Gedanken über die nächste Generation von Bankenaufsehern. Wie die Notenbank mitteilt, hat sie nun eine Partnerschaft mit der Florence School of Banking and Finance des Europäischen Hochschulinstituts ins Leben gerufen. Das Hochschulinstitut (besteht seit 1972) ist eine zwischenstaatliche Organisation von den Gründungsmitgliedern der Europäischen Gemeinschaften. Das auf vier Jahre angelegte Schulungsprogramm soll bis zu 6 000 Aufseher bei EZB und nationalen Institutionen ausbilden. „Unser Ziel ist es, unsere Aufsichtsbehörden an der Spitze des Berufsfeldes zu halten. Wenn wir es weit bringen wollen, müssen wir zusammenarbeiten“, erklärte Andrea Enria, oberster EZB-Bankenaufseher.

Hauptverwaltung der Schwäbisch Hall
Bausparkassen

Bausparen – Vor fetten Jahren

Deutschlands zu Beginn des Jahres noch 18 (10 private, 8 öffentliche) Bausparkassen haben magere Jahre hinter sich. Nach Recherchen von IbisWorld, deren Analysten geschäftsmäßig ganze Industrien beäugen, schrumpften ihre Erträge aus Zinsen und Provisionen seit 2017 um jährlich 3,7%. Konkurrierende Banken und Sparkassen gruben den Bausparkassen mit ihrer hohen Liquidität, die sie supergünstig an die Kundschaft weitergaben, das Wasser ab.

Immobilien

Alarmsignale am Immobilienmarkt häufen sich

Massive Mittelabflüsse haben den US-Finanzinvestor Blackstone genötigt, die Rückzahlungen aus seinem 69 Mrd. US-Dollar schweren Immobilienfonds Blackstone Real Estate Income Trust zu begrenzen. Die Flucht der zumeist sehr wohlhabenden Anleger aus dem Fonds, der vorwiegend in amerikanische Gewerbeimmobilien investiert, gilt denn auch als Alarmzeichen für den US-Immobilienmarkt. Welche enorme Sprengkraft dortige Verwerfungen für das globale Finanzsystem haben kann, hat die große Finanzkrise von 2008/09 eindrucksvoll gezeigt. Ausgelöst wurde die Finanzkrise damals durch das Platzen der Immobilienblase in den USA, die zuvor von der lockeren Geldpolitik der Fed befeuert worden war. Daraufhin kollabierten auch in Europa die heißgelaufenen Immobilienmärkte in Spanien, Irland und Großbritannien. Der deutsche Immobilienmarkt, an dem die Preis-Bonanza vorbeigelaufen war, blieb hingegen weitgehend verschont.

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