Aufsicht / Regulierung / Compliance

Bankensektor

Pfandbriefbanken – Reutter hört auch beim vdp auf

Nach nur einem Jahr müssen die 45 ordentlichen Mitglieder des Verbandes deutscher Pfandbriefbanken (vdp) auf ihrer Mitgliederversammlung im Juni 2023 schon wieder einen neuen Präsidenten wählen. Diese Entscheidung traf der Vorstand am Donnerstag in Berlin auf einer Sitzung vor Beginn des traditionellen Jahresempfangs der Standesorganisation. Sie wurde notwendig, weil der erst im Mai ins Amt gekommene Georg Reutter vor kurzem damit überraschte, den Vorstandsvorsitz bei der DZ Hyp, dem größten deutschen Pfandbriefemittenten, Mitte des kommenden Jahres niederzulegen. Sabine Barthauer tritt seine Nachfolge an.

DAX

Regulierung – Auf der Suche nach dem richtigen Hebel

Die Grundsatzfrage kam aus dem Publikum, als Bayer-Aufsichtsratschef und Deutsche Bank-AR-Vize Norbert Winkeljohann auf der Regulierungskonferenz der Frankfurt School seine Ideen präsentiert hatte. Wenn der AR zum ESG-Treiber werden und nicht mehr nur die Interessen der Aktionäre, sondern auch die der übrigen Stakeholder im Blick haben muss, wie organisiert er seine Informationsgrundlagen? Schließlich beeinflussen die erhobenen Daten zu diversen ESG-Kennzahlen nicht nur die Vorstandsgehälter, sondern mittelbar auch den Unternehmenswert. Ob es nicht inzwischen eine „Tendenz zur Übergenauigkeit“ gebe, fragte Christian Strenger, Corporate-Governance-Pionier und selbst Ex-AR bei Evonik, Metro u. a. weiter; ob es Sinn mache, immer filigranere Detailkriterien zu entwerfen, noch dazu auf dynamischer Basis, statt einfach Sinn und Zweck von ESG vor Augen zu behalten?

EU-Institutionen

Kommt die AMLA nach Frankfurt?

Vielleicht hat es ja noch sein Gutes, dass die Standortentscheidung für die European Banking Authority (EBA) 2017 nicht zugunsten von Frankfurt ausging. Eigentlich hätte das Argument, die Bankenaufseher von EBA und EZB in unmittelbarer Nähe zueinander anzusiedeln, damals schon schlagkräftig genug sein müssen, zumal auch die Versicherungsaufseher (EIOPA) und der Ausschuss für Systemrisiken (ESRB) gleich nebenan sitzen. Trotzdem machte am Ende Paris das Rennen um die rd. 200 Mitarbeiter starke Behörde.

Investment

Crowdinvesting – Hohes Risiko, aber gutes Feeling

Die Neobank Tomorrow hat es das dritte Mal getan, für das Schokoladen-Startup Nucao ist die geplante Runde im Dezember das zweite Mal: Die Kapitalaufnahme mittels Crowdinvesting. Diese Finanzierungsform glich in den Anfängen klassischem Fremdkapital (Darlehen), hat sich mittlerweile jedoch zum waschechten Eigenkapitalinstrument gewandelt, sagt Gregor Dorfleitner, Professor für Finanzierung an der Universität Regensburg. Tomorrow hat die Genussrechte tokenbasiert ausgegeben, dadurch komme man dem „echten“ Wertpapiercharakter näher. Der Sekundärmarkthandel ist ohne Weiteres möglich.

Immobilien

Adler Group – Verzweifelte Suche nach Abschlussprüfer

Die ums Überleben kämpfende Adler Group gehört mit ihren derzeit noch ca. 27 000 Wohnungen nicht einmal zu den Schwergewichten am Immobilienmarkt. Gleichwohl schafft es die Gruppe mit ihren Negativschlagzeilen regelmäßig in Massenmedien wie die „Tagesschau“ und die „Bild-Zeitung“. Seit Wirecard wiegen angebliche Bilanzverstöße bei an der Börse gelisteten Unternehmen verdammt schwer. Der aktivistische, britische Investor Fraser Perring hatte solche Vorwürfe in Bezug auf Adler erstmals im Mai nicht ganz uneigennützig öffentlich gemacht. Die geläuterte Finanzaufsicht BaFin, aber auch die Wirtschaftsprüfer von KPMG, agieren seit dem Wirecard-Skandal gründlicher und mit harter Hand, was Adler direkt zu spüren bekam. Die BaFin kreidete dem Unternehmen falsche Angaben in der Bilanz 2019 an, wogegen der Immobilienkonzern aber gerichtlich vorgeht, und KPMG verweigerte das Bilanztestat 2021.

Weltwirtschaft

Risiken 2023 – Was uns erwartet

Geopolitische Beben wie der russische Überfall auf die Ukraine gehören zu einer ganz besonderen, kaum berechenbaren Kategorie von Risiken. So gab Ulrich Leuchtmann (Commerzbank) gleich zu Beginn der von Markus Brinkmann (BDO-Partner für Forensic, Risk und Compliance) professionell moderierten PLATOW-Tagung „Risiken 2023“ zu, dass sein Hauptrevier, die sonst immer als effizient geltenden Finanzmärkte, regelmäßig überfordert sind, wenn ein neues, bisher nicht eingepreistes Phänomen auftritt.

Bankenmetropole Frankfurt
Bankensektor

Deutsche Banken – Für Investoren wieder attraktiv, aber wie lange?

Die Wettbewerbsfähigkeit deutscher Banken ist in Gefahr, warnen die nationalen Verbände wie der BdB immer wieder. Gedankt sei es der Regulierung, etwa Basel III oder dem neuesten Streitthema, dem antizyklischen Kapitalpuffer, von dem die Aufseher aber nicht abrücken (s. PLATOW v. 9.11.). Deutsche Institute machen aktuell drei Prozent der Marktkapitalisierung europäischer Banken (900 Mrd. Euro) aus. Der Anteil hat sich über die vergangenen Jahre recht stabil gehalten, wie eine Auswertung von Tim Laas, Managing Director bei der Unternehmensberatung Alvarez & Marsal, zeigt.

Deal-Ticker

Kurz und kompakt – Spannende Mandate im November 2022

Kanzleigroßaufgebot bei Joint Venture-Gründung im Infrastruktursektor, M.M.Warburg trennt sich von Hypothekentochter und die Santander Consumer Bank sichert sich Autobank aus dem Mitsubishi-Konzern – auch im November erreichten die Redaktion wieder spannende Dealmeldungen.

Finanzierungsprobleme

Menetekel für Immobilienbranche

Bis zur Gläubigerversammlung am 28.11. muss das Sanierungskonzept für den schwer angeschlagenen Immobilien-Investmentmanager Corestate stehen. Sonst droht die Insolvenz, wie der Corestate-Vorstand vorsorglich mitteilte, der damit nicht zuletzt den Einigungsdruck erhöhen wollte (vgl. PLATOW v. 23.11.).

Immobilien

Adler Group – Anleihegläubiger sollen stillhalten

Bei der hochverschuldeten Adler Group brennt die Hütte an allen Ecken und Enden. Der geplante Ausverkauf des Wohnungsbestands stockt und im April kommenden Jahres wird die erste Anleihe der Tochter Adler Real Estate im Volumen von 500 Mio. Euro fällig. Insgesamt hat Adler Anleihen im Volumen von mehr als 4 Mrd. Euro im Umlauf.

Finanzierung

Private Debt – ELF, Oddo, Tikehau wittern Geschäft in Deutschland

Mit Basel III und IV, dem Ende der staatlich abgesicherten KfW-Coronahilfen und Rezession vor Augen, sinkt die Lust vieler Banken, Unternehmen mit neuen Finanzierungen auszustatten. Betroffen ist vor allem der Mittelstand, dessen Bedarf oft unter dem Radar von PE-Riesen wie Blackrock, Permira oder Alcentra liegt, für die ein Engagement erst ab 100 Mio. Euro lohnt. Bis 15 Mio. Euro springen meist noch Sparkassen und Volksbanken vor Ort ein.

Immobilien

BaFin bringt Adler in Verlegenheit

Wer mit dem Fall Adler Group vertraut ist, spricht davon oft wie von einem Mikadospiel: Nur keine hastigen Manöver, bloß keine zu große Unruhe verbreiten, sonst geht das einzige, was das Geld der Anleger retten kann – der Abverkauf der Immobilien – auch noch schief.

Sustainability

Kotzbauer wütet gegen „deutsche Komplexität“

Zum „Sustainable Finance“-Panel auf der von der AmCham organisierten 16. Transatlantic Business Conference war der Saal immerhin zur Hälfte gefüllt, der Dresscode erinnerte mit fast ausnahmslos Anzug- bzw. Kostümträgern stark an die „Old Economy“. Der Gesprächsinhalt drehte sich hingegen um Zukunftsthemen: wirtschaftliche Transformation, Energiewende, europäische Regulierungswut.

Er wird wertvoller und wertvoller - der Bitcoin.
Krypto

Krypto-Szene im Skandal-Strudel

Der Enron-Abwickler John Ray III, seit ein paar Tagen CEO der bankrotten Krypto-Börse FTX, hat in seiner Karriere schon einiges an Chaos gesehen. Der Fall FTX scheint ihn dennoch schockiert zu haben. Noch nie, erklärte Ray der US-Presse, habe er solch komplettes Versagen interner Kontrollen gesehen. Zudem seien keinerlei vertrauenswürdige Finanzdaten vorhanden. Ob die FTX-Pleite noch weitere Unternehmen mit sich reißt, war bei Redaktionsschluss unklar; um den Krypto-Verleiher BlockFi gibt es bereits Pleite-Gerüchte, die Plattform Genesis stoppte Auszahlungen und Neukredite. 

Colliers

Die Zeiten extrem niedriger Büro-Leerstände sind vorbei

Mit Blick auf die künftige Entwicklung der Büroleerstände scheiden sich die Geister. Die Profis, die allerdings vom Geschäft leben und die Miethöhe naturgemäß eher optimistisch sehen, gehen von anhaltender Nachfrage, steigenden Mieten und wenig Leerstandsgefahren aus.

Banken

Euro Finance Week – Schattenboxen zwischen Bankern und Aufsehern

Zur 25. Jubiläumsausgebe der „Euro Finance Week“ in Frankfurt hatten die Veranstalter vom Deutschen Fachverlag die Bühne für einen Showdown zwischen den Spitzen der Aufsichtsbehörden, Andrea Enria (EZB), Mark Branson (BaFin) und Joachim Wuermeling (Bundesbank), und den versammelten Top-Bankern bereitet. Doch offensichtlich waren beide Seiten sichtlich bemüht, den zuletzt hochgekochten Streit um Dividendenausschüttungen und die Aktivierung zusätzlicher Kapitalpuffer nicht auf die Spitze zu treiben, um dem Finanzplatz keinen unnötigen Schaden zuzufügen. Dazu trug sicher auch bei, dass die Kontrahenten nicht direkt aufeinander trafen, sondern säuberlich getrennt auftraten.

Bankensektor

Schattenbanken – Zaghafte Regulatoren

Seit der Finanzkrise fordern Zentralbanker und Aufseher in regelmäßigen Abständen eine schärfere Regulierung des Schattenbankensektors, der mittlerweile für fast die Hälfte des weltweiten Finanzsystems steht. Doch passiert ist bislang nur wenig, wie die Eingriffe der Zentralbanken zur Rettung strauchelnder Geldmarktfonds zu Beginn der Pandemie oder die Turbulenzen um die Pleite des Hedgefonds Archegos gezeigt haben.

Kapitalanlagen

Risikomanagement – Vom Ehrprinzip zur Compliance-Matrix

Dass leichte Kost nur in der Mittagspause auf den Tisch kommen würde, machte gleich der Begrüßungsredner klar. Ingo Mainert, als CIO Multi-Asset Europe beim Tagungssponsor Allianz Global Investors an belastbare Zahlen und klare Entscheidungen gewöhnt, zitierte Karl Popper: „Alle Uhren sind Wolken.“ Regelmäßig und berechenbar, so des Philosophen Erkenntnis, ist kaum ein System; stattdessen muss man mit Chaos und Unvorhersehbarkeit zu rechnen versuchen.

Fintech

Schmerzvolle Zäsur im Kryptomarkt

Die Kryptobörse FTX ist quasi über Nacht implodiert. Nachdem der einstige Investor, spätere Erzrivale und kurzzeitig als Retter in der Not geglaubte Chinese Changpeng Zhao („CZ“), CEO der weltgrößten Krypto-Handelsplattform Binance, kurzzeitig Hoffnung aufkommen ließ, folgte schnell die Ernüchterung: Nach einem kurzen Blick in die FTX-Bücher und -Interna wurde CZ so abgeschreckt, dass er wenige Stunden nach Kaufabsicht klarstellte, er werde FTX doch nicht retten.

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