Aufsicht / Regulierung / Compliance

Versicherungen

Munich Re – Mit hängender Zunge zum Jahresziel

Der Klimawandel zeichnet sich deutlich ab in den Zahlen des weltgrößten Rückversicherers. Mit gut 15% der verdienten Nettobeiträge liegt die Belastung durch Großschäden über 10 Mio. Euro einmal mehr über den von Munich Re im langfristigen Durchschnitt kalkulierten 13%. Knapp 80% der Schäden stammen aus Naturkatastrophen. Mit 1,6 Mrd. Euro war der Hurrikan Ida im September in Florida der mit Abstand größte Schaden, wenn auch nicht so teuer wie anfangs befürchtet. Da gleichzeitig die Kosten für die Regulierung inflationsbedingt steigen, kommt Torsten Jeworrek, der Ende Dezember nach 16 Jahren als Rück-Chef an seinen Vorstandskollegen Thomas Blunck übergibt, mit Ratenerhöhungen kaum hinterher. Die Beiträge in der Schadenrückversicherung kletterten im Q3 denn auch um 27,5%, das Ergebnis der wichtigsten Konzernsparte war trotzdem tiefrot (Schaden-Kosten-Quote 108%). Nach neun Monaten lag die Sparte mit 1,2 Mrd. Euro im Plus (Quote 96,9%), aber unter den Erwartungen und unter Vorjahr.

Bezahlvorgang
Zahlungsdienstleister

Unzer macht Nägel mit Köpfen

Der aus Heidelberg stammende Zahlungsdienstleister Unzer, der bis zu seiner Umfirmierung 2020 nach seiner Heimat benannt war („Heidelpay“), ist zuletzt eher negativ in die Schlagzeilen geraten. Die BaFin hatte Mängel bei der Geldwäscheprävention beanstandet und dem Unternehmen in der Folge einen Sonderbeauftragten ins Haus geschickt sowie ein Neukundenverbot ausgesprochen. Das wird auch dem Private-Equity-Schwergewicht KKR als Mehrheitseigentümer nicht geschmeckt haben, der 2019 eingestiegen war und seither eine Buy-and-Build-Strategie fährt. So wurde 2021 das dänische Fintech Clearhaus eingekauft – und Unzer somit zum Acquirer.

Versicherungen

Versicherungskammer/SV Sachsen – Kooperation statt Übernahme

Die zweimal vom Pech (Hochwasser) verfolgte Provinzial-Fusion dürfte auf absehbare Zeit der letzte Zusammenschluss im öffentlich-rechtlichen Versicherungslager gewesen sein. Diese Einschätzung hören wir aktuell von verschiedenen Vorständen der neun öffentlichen Versicherer. Den jüngsten Versuch von Annäherung hatte die Versicherungskammer gewagt (s. PLATOW v. 27.9.21). Der größte öffentliche Versicherer (Beiträge 9,2 Mrd. Euro) hat bei der SV Sachsen (950 Mio. Euro) bereits den Fuß in der Tür. Die Beteiligungsgesellschaft BSÖ, an der die Kammer 45% hält, kommt auf 49%. Die dortigen Sparkassen, die den Rest halten, sind aber, wie wir vernehmen, wohl doch nicht bereit, ihren Anteil zu verringern.

Finanzmarktregulierung

Regulierung – Lindner macht Banken neue Hoffnung

Seit Monaten läuft die Bankenlobby Sturm gegen die geplante Erhöhung der Kapitalpuffer. Bislang stoßen die kreditwirtschaftlichen Verbände bei Bundesbank und BaFin mit ihren Klagen allerdings auf wenig Gehör. Allein bei den Sparkassen würden die neuen Kapitalpuffer den Kreditspielraum um rund 200 Mrd. Euro einengen, rechnete DSGV-Vorstandsmitglied Karolin Schriever kürzlich vor.

Immobilien

Geschlossene Fonds – Sparen an der ESG-Umsetzung

2022 ist die Zahl der neuen Fonds gesunken. Auch am Zweitmarkt sinkt das Angebot, wenn auch bei steigenden Preisen für Immobilienfonds. Viele Initiatoren bewerten die (Zins-)Situation neu. Zwar entstehen Chancen für liquide Käufer, die höhere Verzinsung von Alternativanlagen sorgt aber für neue Konkurrenz. Um noch attraktive Renditen dastellen zu können, wird u. a. an „ESG“ gespart.

Christian Hell
Partner Content

ESG-Regulierungswelle – Lästiger Aufwand oder dringend benötigter Transformationstreiber?

In den vergangenen zwölf Monaten hat sich die Regulierung in den Bereichen Umwelt, Soziales und Governance (ESG) enorm weiterentwickelt. Unternehmen müssen immer umfassender über die materiellen Auswirkungen, Risiken und Chancen mit Blick auf Nachhaltigkeit berichten. Das zunehmende Tempo, mit dem die Anforderungen an das ESG-Reporting vorangetrieben werden, und die wachsende Komplexität der Vorschriften setzen Private-Equity-Investoren unter Druck, da sie bei ihren Investitionen nun wesentlich transparenter sein müssen, was Nachhaltigkeitsaspekte angeht.

Tobias Neufeld, LL.M.
Drei Fragen an ...

Was ändert sich mit dem BAG-Urteil zur Arbeitszeiterfassung, Herr Neufeld?

Als das Bundesarbeitsgericht (BAG) im September ganz nebenbei eine Arbeitszeiterfassungspflicht für den Arbeitgeber feststellte, sahen viele gleich das Ende flexibler Arbeitszeitmodelle gekommen. Wie die Auswirkungen auf die tägliche Praxis aussehen, ist dabei alles andere als klar, denn die Urteilsbegründung soll erst im November vorliegen. In der Zwischenzeit stehen die Unternehmen vor ungeklärten Fragen.

Top Thema

Whistleblower-Schutz – Richten müssen es die Gerichte

Schwarze Konten bei Schweizer Banken, Absprachen beim Libor-Zinssatz, die Greenwashing-Affäre bei der DWS – die Liste der unsauberen Praktiken im Finanzsektor, die in den vergangenen Jahren durch Whistleblower aufflogen, ist lang. Seit 2019 gilt die EU-Richtlinie zum umfassenden Schutz interner Hinweisgeber, mit der Umsetzung sollten die Mitgliedsstaaten bis 2021 fertig sein.

Versicherungen

Munich Re – Für Wennings Jahresziele wird es eng

3,3 Mrd. Euro Gewinn peilt Joachim Wenning für das laufende Jahr an. Ob das klappt, ist nach unseren Informationen aktuell unsicher. Der Munich Re-Chef hatte zum Halbjahr zwar noch 2,7 Mrd. Euro in seinem Großschaden-Budget. Das Q3 entpuppt sich aber einmal mehr dank der Hurrikan-Saison in den USA als das alles entscheidende Quartal. Während Swiss Re-Kapitän Christian Mumenthaler die Anleger (nicht zum ersten Mal) enttäuscht und eine Gewinnwarnung ausgesendet hat, wonach wegen „Ian“ im Q3 ein Minus von 500 Mio. US-Dollar zu erwarten ist und die für 2022 angestrebte EK-Rendite von 10% wahrscheinlich verfehlt wird, rechnen die Claims-Spezialisten bei Munich Re noch (Q3-Zahlen am 8.11.). 

Flagge Chinas in Shanghai
China

Chinas Staatsbanken – Krücken für die Kranken

Kurz vor dem 20. Parteitag fährt Peking die Maßnahmen zur Stützung des angeschlagenen Immobiliensektors, einem der großen Krisenherde (s. PLATOW v. 1.8.) neben der Null-Covid-Politik und demografischem Wandel, weiter hoch. Mindestens 600 Mrd. CNY (85 Mrd. US-Dollar) sollen die größten Staatsbanken dem Sorgenkind als Nettofinanzierung in den nächsten Monaten zur Verfügung stellen.

Sparkassen

Sparkassen im Fusions-Fieber

Das Tempo steigt bei den Sparkassenfusionen. Von 2017 bis 2021 waren nach DSGV-Zahlen im Schnitt fünf Sparkassen pro Jahr verschwunden. Seit dem Jahreswechsel gab es aber bereits neun Zusammenschlüsse, so der Verband auf PLATOW-Anfrage. Und es geht weiter. Von „Fusionitis“ sprach schon im Juni die „Finanz-Szene“, die ein weiteres Halbdutzend anstehende Zusammenschlüsse auflistete.

Immobilien

Adler Group – Welches Spiel treiben die Aktionärskläger?

Die Lage bei dem Wohnungskonzern Adler Group ist mehr als prekär. Das hoch verschuldete Unternehmen steht unter verschärfter Beobachtung durch die BaFin. Ein neuer Wirtschaftsprüfer, der die ausstehenden Bilanz-Testate erteilt, ist noch immer nicht gefunden und im April nächsten Jahres wird eine erste Anleihe der Tochter Adler Real Estate im Volumen von 500 Mio. Euro fällig.

Finanzsektor

Droht Crash bei Firmenkrediten?

Vor knapp einem Jahr eröffnete Christine Lagarde eine Risikokonferenz ihres Hauses mit einer an die Banken gerichteten Warnung vor hohen Kreditrisiken als Folge der Pandemie. Die mahnenden Worte der EZB-Chefin verfingen bis heute kaum. Das Kreditsystem hielt stand, aber nur, weil der Fiskus in einem globalen Kraftakt mit riesigen Hilfsprogrammen den Unternehmen unter die Arme griff.

Bitcoin
Fintech

Krypto-Branche sehnt mehr Regulierung herbei

Bei Nachrichten wie dieser können viele nur noch müde lächeln: Digital-Token im Wert von etwa 100 Mio. US-Dollar wurden an einer Schnittstelle der weltgrößten Krypto-Börse Binance abgesaugt, berichtete „Bloomberg“ am Freitag (7.10.). Vielleicht waren es auch 110 Mio. Inzwischen aber, twitterte Binance-Mitgründer Changfeng Zhao, sei wieder alles unter Kontrolle. Die Gesamtsumme, die durch Hacks allein 2022 aus der Krypto-Sphäre verschwunden ist, steigt damit auf rd. 2 Mrd. Dollar.

Versicherung

Restschuldversicherungen – Eiopa will bald durchgreifen

Uneinheitliche Absicherung und Beratung, aber durchgehend saftige Prämien und teils „außerordentlich hohe“ Provisionen, die von den Versicherern an die Kreditinstitute fließen: Die Defizite, die die BaFin 2020 bei ihrer letzten Marktuntersuchung zu Restschuldversicherungen feststellte, sahen nicht unbedingt nach „Weiter so“ aus.

Banken

Volksbank BraWo – Brinkmann bastelt an neuer Erfolgsstory

Wie wir vorab hören, geht der auf die Logistikbranche spezialisierte Zahlungsdienstleister JITpay eine Kooperation mit Eurowag ein. Die in London notierte Mobilitätsplattform beteiligt sich mit einem hohen einstelligen Prozentanteil an JITpay. Spannend ist das vor allem für Jürgen Brinkmann.

Deals des Monats

Kurz und Kompakt – Spannende Mandate im September 2022

Der größte deutsche IPO seit einem Vierteljahrhundert, ein neuer Eigentümer für die Degussa Bank und eine ESG-konforme Software-Lösung zur Minimierung von Haftungsrisiken bei der Finanzanlageberatung – auch der September hielt wieder spannende Mandate bereit.

Rolf Hünermann / Philip Schmidt
Personalien des Monats

McDermott stärkt Corporate-Praxis am Standort Frankfurt

Mit zwei Neuzugängen auf Partnerebene baut die Kanzlei McDermott Will & Emery ihre Corporate-Praxis aus. Zum 1.10.22 starten Rolf Hünermann und Philip Schmidt im Frankfurter McDermott-Büro, beide kommen von Reed Smith.

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