Versicherungen

Abgesagtes Talanx-IPO – Rechnung ohne die Investoren gemacht

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Selbst für einen nüchternen Schwaben wie Talanx-Chef Herbert K. Haas muss der vergangene Mittwoch eine regelrechte Achterbahnfahrt der Gefühle gewesen sein. Als am Vormittag die Karlsruher Verfassungsrichter den Euro-Rettungsschirm ESM durchwinkten, schien endlich auch die mutmaßlich letzte gefährliche Klippe für den Börsengang von Deutschlands drittgrößtem Versicherungskonzern umschifft zu sein. Doch nur wenige Stunden später folgte auch schon die eiskalte Dusche.

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Mussten die von Citi, Deutsche Bank und J.P. Morgan angeführten Konsortialbanken dem Talanx-Management doch beichten, dass die während der Pre-Marketingphase befragten Investoren einen Abschlag von mindestens 30% auf den Buchwert (7,1 Mrd. Euro) gefordert haben. Die Schmerzgrenze der Hannoveraner soll hingegen bei maximal 20% gelegen haben. Die Talanx blies daraufhin den für Ende September geplanten Börsengang wieder einmal ab, hält sich aber die Option auf einen erneuten Anlauf offen.

Dabei wollte Haas, der nun alle Hände voll damit zu tun hat, seine tief frustrierte Mannschaft wieder aufzurichten, diesmal nichts dem Zufall überlassen. Das Zahlenwerk der Talanx hätte kaum besser sein können und auch das Marktumfeld zeigte sich rechtzeitig vor dem geplanten Börsengang wieder von seiner freundlichen Seite. Von diesem scheinbar günstigen Umfeld offensichtlich geblendet, haben die Emissionsbanken die nach wie vor grassierende Risikoaversion der Investoren, die sich zudem am längeren Hebel wähnten, wohl gründlich unterschätzt. Auch dürften die Banken bei der internen Präsentation der Emissionspreisspanne am 3. September die Backen wohl absichtlich etwas zu dick aufgeblasen haben, um die Hannoveraner bei der Stange zu halten.

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