Versicherung

Allianz – Risikomanagement auf dem Prüfstand

Don‘t mess with Uncle Sam. Diese Lehre kann Allianz-Chef Oliver Bäte bereits ziehen aus dem Ärger mit AGI.

Von der Asset Management-Tochter fordern US-Investoren, deren von AGI konzipierte Fonds infolge des Corona-Markteinbruchs 2020 heftige Verluste erlitten haben, 6 Mrd. Dollar. Zwar sind die Anleger allesamt Profis, die um die Risiken der keineswegs ungewöhnlichen Produkte wussten. Da es u. a. aber um die Pensionen von US-Lehrern geht, können sie sich auf Rückendeckung durch SEC und US-Justizministerium verlassen. Beide haben eine Untersuchung eingeleitet. Auch bei der Allianz gab es bereits im März 2020 eine interne Untersuchung zum Risikomanagement. Die kam zwar zu dem Schluss, dass alle Risiko-Richtlinien eingehalten wurden. Abgeschlossen sind die Untersuchungen, wie wir hören, dennoch nicht.

So soll lediglich ein Manager für die zwischenzeitlich bis zu 10 Mrd. Euro schweren Anlagevehikel zuständig gewesen sein. Ob er alle Informationspflichten gegenüber den Kunden eingehalten hat, ist noch nicht ganz geklärt. Auch wird sich AGI fragen müssen, ob das Krisenmanagement nicht grundsätzlich überarbeitet werden muss. Selbst wenn alle Risiko-Richtlinien eingehalten wurden, haben andere Investoren im vergangenen Jahr überlegter gehandelt und ihre Positionen nicht zum Börsen-Tiefstpunkt aufgelöst.

Die Aufsicht über AGI hat die Allianz, wo bisher nur die für Asset Management und US-Leben verantwortliche Jackie Hunt im Feuer steht, die intern offenbar nicht mehr viel Rückendeckung genießt. Bäte kann darauf hoffen, dass der Sturm bei einem flotten Vergleich mit den Klägern an ihm vorüberzieht. Allerdings können sich die bereits begonnenen Gespräche angesichts von 25 individuellen Fällen noch Monate hinziehen. Um eine Überprüfung des gesamten Risikomanagments kommt die Allianz aber nicht herum. Es rächt sich jetzt, dass den unter Joachim Faber rund um die Jahrtausendwende zusammengekauften Asset Managern Applegate, NFJ, Oppenheimer und allen voran Pimco bei ihrer Übernahme viele Freiheiten versprochen wurden. Das macht sie trotz immenser Provisionen für das dortige Management hoch profitabel für die Münchener Mutter. Die Risikokontrolle als Kernkompetenz der Allianz leidet aber darunter.

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