Bankensektor

Deutsche Bank mausert sich zum Umbau-Weltmeister

Die Deutsche Bank baut ihr Privatkundengeschäft erneut um. Nachdem Lars Stoy, alter und neuer Leiter der Privatkundenbank Deutschland, gestern intern einige Umstellungen verkündete (s. unseren Spezialbericht v. 27.9.), besteht dringender Bedarf, das Ganze sorgfältig auszuklamüsern. Daher zunächst ein kurzer Exkurs in die alte Welt.

28. September 2023
Leitet den neu geschaffenen Bereich Personal Banking bei der Deutschen Bank: Dominik Hennen
© Deutsche Bank

Als Claudio de Sanctis im Juli Karl von Rohr als Vorstand für das Privatkundengeschäft beerbte, war dieses quasi zweigeteilt: Es gab die International Private Bank (IPB), die erst 2020 errichtet worden war und bis dato de Sanctis als Leiter unterstand, sowie die Privatkundenbank Deutschland, geleitet von Lars Stoy.

Beide Bereiche wurden nun zusammengelegt und neu aufgeteilt: zum einen in vier Marktbereiche (Deutschland; Italien/Spanien/Belgien; Zentraleuropa/USA; Emerging Markets), zum anderen in die Segmente Wealth Management, Private Banking und Personal Banking. Stoy ist folglich Herr über den deutschen Markt. Die Leitung für das neu geschaffene deutsche Personal Banking, also das Retail-Geschäft mit den Marken Deutsche Bank und Postbank, übernimmt Dominik Hennen, der an Stoy berichtet. Aufgrund der anhaltenden IT-Probleme infolge der Postbank-Migration (s. PLATOW v. 19.9.), die derzeit ein großes Medienecho hervorrufen, wird Hennen zum Start ins eiskalte Wasser geworfen.

Ob ihm seine ehemalige Karriere als Basketball-Profi dabei zugutekommt, wagen wir zu bezweifeln – seine Erfahrungen im Talanx-Konzern schon eher. 2021 wurde Hennen als Chief Transformation Officer in den Vorstand der HDI Versicherungen berufen, damit war er u. a. für Geschäftsstrategie und Kostenmanagement sowie die digitale Transformation des deutschen Privatkundengeschäfts verantwortlich. Das dürfte evtl. auch die BaFin besänftigen, die seit dem Postbank-Debakel ganz genau hinschaut. Doch Qualifikation ist nur das eine, Hennen muss schnell liefern.

Im Rahmen der Neuordnung wird auch die Stellung von Frank Schriever, bisheriger Leiter für Wealth Management, gestärkt: Er wird Stoys Stellvertreter für die Bereiche WM (Geschäft mit sehr vermögenden Kunden) und Private Banking (Geschäft mit vermögenden Kunden) im Heimatmarkt. Zudem bekommt er den schmucken Titel „Vice Chairman“ verliehen, was v. a. nach außen hin wirken soll.

Einer, der bei den Umstellungen den Kürzeren gezogen hat, ist Philipp Gossow, bislang Vertriebschef für das deutsche Privatkundengeschäft. Da es seine Position in der neuen Struktur nicht mehr gibt, soll er sich laut „Handelsblatt“ dazu entschieden haben, in einem anderen Bereich unterzukommen. Derzeit befinde er sich dafür in Gesprächen mit der Bank, wie uns ein Sprecher bestätigt.

Diese Situation erinnert ein wenig an Sven Afhüppe, der sich ebenso veränderten strategischen Plänen gegenüber sah (s. PLATOW v. 17.8./24.8.). Der scheidende globale „Head of Public Affairs“ muss zum 1.10. Stephen Fisher weichen, da sich die DB mehr auf Lobbyarbeit in Brüssel und London konzentrieren will. Afhüppe wird das Haus wohl verlassen. Gossows Entscheidung könnte ähnlich ausfallen. ck

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