Deutsche Bank – Witter vor Weimer
Paul Achleitner, der mit der Hauptversammlung 2022 aufhört, erzielte mit 96,53 einen Achtungserfolg. Im vergangenen Jahr, als die Unzufriedenheit der Aktionäre über ihn einen ihrer Höhepunkte erreichte, wurde Achleitner nur von 92,99% entlastet. Das ist wenig, denn Aktionäre stimmen, wenn es keine besonderen Vorkommnisse gibt, ähnlich ab, wie seinerzeit das SED-Politbüro oder die Kommunistische Partei Chinas. Trotz harter Kritik über die Jahre an Achleitner hat sich der frühere Allianz-CFO ein Jahrzehnt an der Spitze des Aufsichtsrats der Deutschen Bank gehalten, die in dieser Zeit eine der schwierigsten Phasen ihrer langen Geschichte durchmachte.
Weimer wurde mit 97,52% entlastet, Sigmar Gabriel mit 97,28%. Im 11-köpfigen Vorstand erzielte Christian Sewing, wie es sich für einen Vorstandsvorsitzenden gehört, mit 97,95% das beste Ergebnis. Mit dem drittbesten Ergebnis landete Finanzvorstand James von Moltke einen Achtungserfolg. Die Aktionäre honorieren seine gute Arbeit. Spannungen, die es hin und wieder zwischen ihm und Sewing gegeben haben soll, kann er aushalten. Obwohl die Bank ihren Erholungskurs im vergangenen Jahr fortsetzen konnte und ausgesprochen gut ins neue Jahr gestartet ist, hat der komplette Vorstand bei den Entlastungen etwas schlechter abgeschnitten als im Vorjahr. Aber solche Bewegungen sollten nicht überbewertet werden. Die Hauptversammlung verlief längst nicht mehr so kontrovers wie in den Vorjahren, zumal Sewing mit Dividende winkt.