Versicherungen

Gothaer – Sweet Spot Mittelstand

Der Hinweis von Vorständin Sylvia Eichelberg, das 15. Unternehmen aus der DAX-Familie (diese umfasst insgesamt ca. 160 Unternehmen) sei nunmehr Kunde der Gothaer Kranken geworden, war für Konzernchef Oliver Schoeller gegen Ende des Jahresabschluss-Calls noch mal eine Steilvorlage. Die Unternehmenskunden sind für den Gothaer Konzern seit einiger Zeit nämlich der „Sweet Spot“.

Schoeller sieht, wie er uns versicherte, aufgrund „extrem hoher Loyalität“ der Kunden und ambitionierter Wachstumspläne seines Hauses noch viel Potenzial, wenngleich 2023 vor allem ertragsseitig wegen hoher Inflation sowie schnell und drastisch gestiegener Zinsen für die Kunden und auch sein Haus sicher herausfordernd werde. Die Kölner gehören mit Gesamtprämien von 4,6 Mrd. Euro (-2,4%) zu den großen deutschen Versicherern. Das Wachstum spielte sich schon 2022 mit Beiträgen von 1,449 Mrd. Euro (+7,2%) vor allem im Geschäft mit Unternehmen (z. B. in der betrieblichen Krankenversicherung) ab. Die starke Neuausrichtung auf Unternehmen bringe der Gothaer zwar nicht ganz so hohe Margen wie mit den Privatkunden, könne in einer Rezession auch zyklischer sein, lasse sich aber gut planen.

Niederschlag in der G+V finde der sich langsam aufbauende neue Schwerpunkt ohnehin erst auf mittlere Sicht (ca. 5 Jahre). Mittelstand sind für die Gothaer, von den erwähnten DAX-Mitgliedern einmal abgesehen, Unternehmen bis 500 Mio. Euro Umsatz. Hier sehen sich Schoeller und sein beim Call vollständig präsentes Vorstandsteam in der Lage, sehr individuelle Angebote zu schnüren. Auch wenn das Unternehmen klein ist und sich der Einstieg für einen großen Versicherungskonzern nicht mehr lohnen würde, ließe sich oft gemeinsam mit dem Kunden ein Angebot entwickeln. Das stabile (Leben unter Führung von Michael Kurtenbach), in Teilen sehr wachstumsstarke (betriebliche Kranken unter Eichelberg) Geschäft mit Unternehmen zog sich im Call wie ein roter Faden durch die von den jeweiligen Vorständen erläuterten Charts. Kapitalmarktvorstand Harald Epple sieht die Liquiditätssteuerung kurzfristig als große Herausforderung, langfristig sei der Zinsanstieg aber gut fürs Geschäft.

Thomas Bischoff zeigte auf, wie sich die Inflation unterschiedlich schnell und stark in den einzelnen Sachsparten (Wohngebäude/Kfz) niederschlägt. Die Kranken-Vollversicherung, der sich die Gothaer traditionell verpflichtet fühlt und die Debeka, Hanse Merkur, ARAG in dieser Reihenfolge führend anbieten, erfährt zurzeit bei der Gothaer eine „Revitalisierung“ (O-Ton Schoeller). Ebenso besonnen sieht Schoeller sein Haus in Sachen D&O für Manager unterwegs. Man habe sich nicht wie andere „kopflos“ aus dem Markt verabschiedet. D&O bleibe eine wichtige Sparte im Angebot der Gothaer.

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