Versicherungen

Ist Allianz-Chef Bäte noch zu bremsen?

2019 hat die Allianz unter Oliver Bäte ihr fünftes Rekordergebnis in Folge eingefahren. In einer Branche, die unter Zinsflaute und Preiskampf leidet und in der längst nicht alle Wettbewerber glänzen (Beispiel Axa), ist das bemerkenswert.

Das operative Ergebnis erreichte trotz Problemen beim Industrieversicherer AGCS 11,9 Mrd. Euro (+3%), die Beiträge kletterten um 8% auf 142 Mrd. Euro. Damit ist die Allianz der größte Versicherer und, dank der erneut hohen Nettomittelzuflüsse bei Pimco (+83 Mrd. Euro von Dritten) laut Bäte neben Fidelity auch der größte aktive Vermögensmanager der Welt. Mit den inzwischen auf 2,3 Bio. Euro angewachsenen Assets (+16%) lässt sich (grüne) Politik machen: Einer von der Allianz vor sieben Monaten mitgegründeten Investoren-Initiative, die sich verpflichtet haben, bis 2050 ihre Portfolien CO2-neutral aufzustellen, haben sich viele Wettbewerber, zuletzt Munich Re angeschlossen. Die Rendite dieser nachhaltigen Investments, so Bäte auf unsere Frage auf der Bilanz-PK, werde am Ende eher höher ausfallen im Vergleich zu klassischen Investments.

Von alleine kommt die gute Performance nicht. Die Angebote vor allem in der Sachversicherung als wichtigster Sparte sollen global vereinheitlicht werden. Die Digitalisierung des Konzerns verschlingt Unsummen (3,6 Mrd. Euro in 2019) und ist doch immer wieder für Rückschläge gut. Alte Systeme müssen in die neue Produktwelt eingebunden werden, was Zeit kostet. Der neue Kfz-Direktversicherer läuft eigentlich erst in Holland. Deutschland befindet sich noch in der Anlaufphase, Italien als ebenfalls großer Markt liegt noch weiter hinten. Hier sind Konkurrenten schon weiter. Während die Umbauten in Verwaltung und IT noch nicht abgeschlossen sind, nimmt sich Bäte, ganz Hansdampf in allen Gassen, mit dem Vertrieb bereits den nächsten Bereich vor. Auch hier bietet die Digitalisierung Chancen. Suchanfragen kann der Konzern direkt in Kundenkontakte für die Agenturen umwandeln. In Frankreich werde das bereits gemacht, so CFO Guido Terzariol am Rande der PK. Schöner Nebeneffekt dabei ist, dass die Vermittler für die neuen Kontakte bezahlen, was indirekt ihre Provisionen schmälert.

Mit seinen Vorstößen zur Reduzierung der Produktkomplexität und zur Vereinheitlichung von Strukturen über Ländergrenzen hinweg, macht sich Bäte intern nicht nur Freunde. Die Zahl der Hierarchien, auch im wichtigsten Markt Deutschland, wo Vormann Klaus-Peter Röhler ab April in den Konzernvorstand aufsteigt, wird sinken. Aber die Gremien bremsen und, so Bäte, der sich zu den konkret geplanten Veränderungen in der Organisation noch zugeknöpft gibt, bei vielen bisher hochgehaltenen Prinzipien braucht es mehr Flexibilität. Setzt sich Bäte durch und spielen Schadenentwicklung und Kapitalmärkte weiter mit, sind neue Rekordergebnisse aber gesetzt (Ziel 2020: 12 Mrd. Euro oper. Ergebnis).

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