Versicherungen

Rückversicherer verzweifeln an deutschem KFZ-Markt

Infolge zu geringer Prämienanpassungen in Verbindung mit steigenden Werkstatt-, Ersatzteil- und Inflationskosten bleibt die deutsche KFZ-Versicherung eine selbstgeschaufelte Milliardengrube.

Dieses Jahr werde der Marktverlust der deutschen KFZ-Versicherer „zum ersten Mal in der Geschichte 3 Mrd. Euro betragen“, sagte Michael Pickel, Vorstandsvorsitzender der E+S Rück auf der Rückversicherungskonferenz in Baden-Baden (s. PLATOW v. 19.10.). „Realistisch ist, dass der deutsche KFZ-Markt frühstens 2026 wieder ausgeglichen sein wird“, erklärte Pickl. Dieses Jahr müssten die Prämien um 20% steigen, um für 2024 die Kosten zu decken.

Möglich, dass die Top-Vier der KFZ-Branche, Allianz, Huk-Coburg, VHV und LVM (gemeinsam rd. 33% Marktanteil) mit dem Ziel einer Marktbereinigung die Preise drücken. Dazu würde passen, dass viele Versicherer zuletzt die Prämien im Bestand, nicht aber bei Neuabschlüssen erhöhten. Die Rückversicherer E+S Rück wie auch Swiss Re erklärten, dass ihr eigenes KFZ-Geschäft, das partiell an die Prämieneinnahmen der Erstversicherer geknüpft ist, aktuell leicht unrentabel sei. Für die Prämienzögerlichkeit der Erstversicherer zeigten sie wenig Verständnis. Wie lange sich die BaFin das Treiben auf einem insgesamt unrentablen KFZ-Markt untätig anschaut, ist die große Frage.

Für den Kapitalmarkt interessant waren die Aussagen von Swiss Re und E+S Rück, dass bei der Einführung der vieldiskutierten Elementarpflichtversicherung in Deutschland die Hilfe des Kapitalmarktes notwendig wäre. Der höhere Kapitalbedarf der Rückversicherer zur Absicherung des größeren Gefahrenpools müsste wohl teilweise per Cat-Bonds gedeckt werden. Bei einem Cat-Bond wird das zugrunde liegende Risiko (bspw. Flutschäden) auf den Investor übertragen, die Verzinsung und Rückzahlung ist an das Eintreten des definierten Ereignisses geknüpft. Doch viele Manager in Baden-Baden hatten Zweifel, ob ein „Flut-Cat-Bond Deutschland“ in einem zinskräftigen Kapitalmarkt ausreichend Anklang fände. Dennoch sprach sich insb. die Swiss Re für die Einführung einer Elementarpflicht aus. mv

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