Stresstest der Versicherer muss transparenter werden
Bei dem soeben abgeschlossenen Belastungstest, in dem die Versicherer eine lange Corona-Krise und Verwerfungen an den Märkten simulieren mussten, hatten nur elf von 44 Konzernen einer Veröffentlichung zugestimmt. Alle großen Versicherer, darunter die deutschen Anbieter Allianz, Münchener Rück, HDI, R+V und Alte Leipziger Hallesche, hatten sich bedeckt gehalten. Dennoch, und das ist zunächst das Wichtigste, hat sich die europäische Versicherungsbranche auch in diesem Stressszenario als grundsätzlich robust erwiesen. Das bestätigt auch BaFin-Exekutivdirektor Frank Grund in einer ersten Einschätzung der EIOPA-Ergebnisse. Ohne die im Jahr 2032 auslaufenden Übergangsmaßnahmen sähen die Ergebnisse jedoch teilweise deutlich schlechter aus, hebt Grund hervor, weshalb er wegen des Niedrigzinsumfeldes besonders die Situation der Lebensversicherer weiter genau im Auge behalten werde. Unterdessen hat der GDV dieses Mal überraschend die Ergebnisse des Stresstests nicht kommentiert. Auch auf PLATOW-Nachfrage bezüglich einer künftigen Offenlegung (Transparenz) der Ergebnisse, ließ sich der Branchenverband kein Statement entlocken.
Als Begründung für ihre Zurückhaltung einer detaillierten Veröffentlichung nennen die Gesellschaften zum Teil Zweifel an der Aussagekraft des Stresstest-Szenarios. Naheliegender sind wohl eher Wettbewerbsaspekte, wie wir etwa von der Alte Leipziger Hallesche hören. „Wir verweigern uns nicht einer Veröffentlichung. Es sollten dann aber alle Gesellschaften tun und nicht nur eine Handvoll“, stellt ein Sprecher klar. Das ist durchaus nachvollziehbar. Dass die großen deutschen Versicherer beim Stresstest nicht ins Straucheln geraten sind, überrascht wenig. Das Problem dürften eher die anderen Gesellschaften sein.
Derweil blickt die deutsche Versicherungswirtschaft vorsichtig optimistisch ins kommende Geschäftsjahr. „Aktuell erwarten wir für 2022 ein Beitragswachstum zwischen 2 und 3% für den Versicherungssektor insgesamt“, prognostiziert GDV-Hauptgeschäftsführer Jörg Asmussen. Auch für das zu Ende gehende Jahr erwartet der Verband ein moderates Beitragsplus. „2021 dürfte der Zuwachs über alle Sparten hinweg bei etwa 2% liegen“, so Asmussen. Im Vorjahr hatte das Wachstum bei 1,6% gelegen. Unter den Bedingungen der Corona-Pandemie sei das Ergebnis solide, so Asmussen weiter. „Wir können mit dem Wachstum zufrieden sein, auch wenn wir uns zu Jahresbeginn etwas mehr erhofft hatten.“ Einen ausführlichen Rückblick auf das Jahr 2021 sowie einen Ausblick auf das kommende Geschäftsjahr gibt der GDV auf seiner Jahres-PK am 27.1. in Berlin.