Wefox – Alles nur schöner Schein?
Schwarze Schafe gibt es in der Startup-Szene immer wieder. Ob es sich beim Berliner Insurtech Wefox um ein solches handelt, steht spätestens nach dem „manager magazin“-Artikel vom Februar 2023 im Raum.
Die Vorwürfe darin wiegen schwer: Die Wefox-Gründer um CEO Julian Teicke seien „Trickser“, die durch Aufkauf vieler Direktvertriebsfirmen im europäischen Umland Wachstum um jeden Preis vorantreiben. Das alles mit dem vordergründigen Ziel, sich und den VC-Investoren (u.a. Salesforce-Gründer Marc Benioff) durch aufgeblasene Bewertung die Taschen zu füllen. Wefox will der in Verruf geratenen Versicherungsmakler-Branche neuen Anstrich verleihen und gleichzeitig das Geschäft digitalisieren, wie so viele Insur- und Fintechs.
Durch die wechselhafte Strategie Teickes hat das innovative Image mittlerweile tiefe Risse. Statt das Kapital wie versprochen in IT zu investieren, floss es bislang in den Kauf der Vertriebsgesellschaften. Nach den letzten beiden Finanzierungsrunden hätte man meinen können, Wefox hat trotz des allgemeinen Krisenumfelds genügend Puffer, auch wenn es noch immer nicht profitabel wirtschaftet.
Auf die „Serie C“-Runde Mitte 2021 (650 Mio. US-Dollar; Bewertung rd. 3 Mrd. Dollar) folgte im Sommer 2022 die „Serie D“ (400 Mio. Dollar als Mischung aus EK/FK, Bewertung 4,5 Mrd. Dollar). Nun muss, weniger als ein Jahr später, erneut Geld nachgeschossen werden. In der „Serie D Extention“ gibt es „nur“ 110 Mio. Dollar und die Hälfte davon durch eine Kreditfazilität der Großbanken JP Morgan und Barclays. Entsprechend hoch werden die Finanzierungskosten für das FK sein (ein Branchenkenner schätzt ca. 13-14%).
Das ehrgeizige Umsatzziel von 100 Mrd. Euro bis 2030 darf angezweifelt werden. 2022 kam das Wefox-Konglomerat laut „mm“ auf 1,2 Mrd. Euro (Vj. 774 Mio. Euro). Angesichts der Negativschlagzeilen verwundert es umso mehr, dass ein etabliertes Haus wie JP Morgan in das angeschlagene Insurtech investiert. Gleichzeitig deutet die hohe Liquidationspräferenz in der Finanzierung darauf hin, dass die Gründer selbst stark ins Risiko gehen. Und hinterher soll bitte niemand behaupten, die schlechten Anzeichen seien nicht sichtbar gewesen. ck