Verbände

Zoff im GDV – Präsidium streitet über Pflichtversicherung

Parallel zum EU-Gipfel der Staats- und Regierungschefs tagte in Brüssel letzte Woche auch das Präsidium des deutschen Versicherungsverbands GDV. Anders als in der Politik, die sich über die Steuerung der Migration stritt, war sich die Assekuranz bei einem ihrer aktuell wichtigsten Themen einig, allerdings nur auf den ersten Blick. Es geht um die Elementarschaden-Pflichtversicherung. Einstimmigkeit zu dem Thema war in Brüssel dem Vernehmen nach nur deshalb gegeben, weil Munich Re nicht anwesend war.

von Mirko Reipka,
Gebäude des GDV (Gesamtverband der deutschen Versicherungswirtschaft)
Gebäude des GDV (Gesamtverband der deutschen Versicherungswirtschaft) © GDV

Tatsächlich ist der weltgrößte Rückversicherer grundsätzlich offen für eine Pflichtversicherung. Diese fordern nach hohen Flutschäden in den letzten Jahren auch die Bundesländer. Bundesjustizminister Marco Buschmann sperrt sich allerdings dagegen und hatte im Sommer lediglich eine Pflicht ins Gespräch gebracht, bei der Immobilienbesitzern eine Elementarversicherung angeboten wird. Das ist auch für die Erstversicherer im GDV akzeptabel. Von einer Pflichtversicherung an sich ist man nicht überzeugt.

Bei Munich Re heißt es dagegen auf unsere Anfrage: Man lehne die Pflichtversicherung nicht ab, wohl aber die damit zu befürchtende staatliche Intervention in den Preisbildungsprozess. Die Preise müssten die Risiken angemessen widerspiegeln. Munich Re-Vorständin Clarisse Kopff hat dies beim Rückversicherungstreffen in Baden-Baden vor drei Tagen noch mal bekräftigt. Jetzt laufen die Erstversicherer Sturm.

Munich Re sei mit seiner Tochter Ergo Wettbewerber und schere aus Wettbewerbsgründen aus dem bereits erzielten Konsens im GDV aus, heißt es aus dem Präsidium. Die Rede ist von undiszipliniertem Verhalten. Nachdem Gespräche auf Arbeitsebene offenbar gescheitert sind, sollen nun GDV-Präsident Norbert Rollinger und Hauptgeschäftsführer Jörg Asmussen noch mal versuchen, die Münchener wieder auf Linie zu bringen.

Gespräche dazu sind bereits geplant. Sollte das nicht gelingen, wird auf das Vereinsrecht verwiesen: Danach müssen sich alle Mitglieder an einen Mehrheitsbeschluss halten, allenfalls könne ein Minderheitenvotum veröffentlicht werden. In den Verhandlungen mit der Politik wäre ein zerstrittener GDV allerdings von Nachteil. Das dürfte auch Munich Re bewusst sein.

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