Sportartikelhersteller

Adidas – Überfällige Trennung

Sehr viel später als Gap oder das zum Gucci-Konzern Kering gehörende Modehaus Balenciaga kündigt Adidas endlich die Kooperation mit US-Rapper Kanye West – auch Ye genannt – auf. Anlass waren antisemitische Äußerung des umstrittenen Musikers, der bereits mehrfach, auch mit Verbalhieben gegen die Franken, negativ aufgefallen war. „Adidas duldet keinen Antisemitismus und keine andere Art von Hassrede“, heißt es dazu. Ein Statement, das seitens eines der ganz Großen im Sport-Business, der sonst stets auf Respekt und Fair Play besteht, längst hätte fallen müssen. An der Börse gab es für den Schritt denn auch keinen Jubel. Die Aktie setzte ihre lange Talfahrt im positiven DAX-Umfeld weiter fort (-3%; YTD: -60%).

Eingang zum Campus World of Sports
Eingang zum Campus World of Sports © Adidas AG

Für die zeitliche Verzögerung werden rechtliche Prüfungen vorgeschoben. Zur Wahrheit gehört aber auch, dass die Herzogenauracher mit dem Weltstar lange viel Geld (über 1 Mrd. Euro Umsatz im Jahr) verdient haben und in schwierigen Zeiten Ertragsbringer dieser Dimension nur ungern losschlagen. Mit seinen Querschüssen, die international viel Kritik auslösten, hat sich der Rapper mit starken Verschwörungstendenzen jedoch untragbar gemacht. Folglich hatte Noch-Adidas-CEO Kasper Rorsted keine andere Wahl. Dass der Bruch nun amtlich ist, sollte früher oder später den Markt beruhigen, hing das West-Problem doch als Unsicherheitsfaktor über dem jüngst nach unten korrigierten Ausblick für 2023 (s. PLATOW v. 24.10.). Nur der Preis ist eben noch unklar.

Für dieses Jahr spricht Adidas von einer gewaltigen Belastung des Nettogewinns von bis zu 250 Mio. Euro. Das wäre deutlich weniger als die in diesem Zusammenhang (insgesamt) kursierende 1 Mrd. Euro. Auch versichert Adidas, alleiniger Inhaber aller Designrechte an bestehenden Produkten sowie an früheren und neuen Farbgebungen im Rahmen der Partnerschaft zu sein. Mit der Q3-Bilanz sollen am 9.11. weitere Informationen folgen. Das klingt, als käme das dicke Ende erst noch. Dabei war die letzte Bremsung Rorsteds schon heftig. Nur noch 500 Mio. statt ursprünglich bis zu 1,9 Mrd. Euro Gewinn stellte der Däne jüngst für 2022 in Aussicht. 

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