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Auch eine RWE Renewables wird es in Deutschland schwer haben

Die Energiewende, die in Deutschland ihren Ursprung hatte, setzt den beiden Essener Stromriesen RWE und E.ON, die dieser Tage ihre Bilanzen vorlegten, auf den heimischen Märkten weiterhin schwer zu. Alte Geschäftsmodelle wurden durch den von der Politik erzwungenen doppelten Ausstieg aus Kohle und Kernkraft obsolet, lösten hohe Wertberichtigungen und ein Spießrutenlauf um angemessene Entschädigungen aus.

Gleichzeitig verlangt der neue Energiemarkt nach gewaltigen Investitionen. Um das alles zu stemmen, haben sich RWE und E.ON binnen weniger Jahre gleich zweimal neu erfunden, zunächst mit den Ausgliederungen von Innogy und Uniper und jetzt mit der Markt- und Aufgabenteilung zwischen RWE und E.ON. Während E.ON seine „schmutzige“ Tochter außer Landes bei der finnischen Fortum loswurde, wird der MDAX-Wert Innogy bis Mitte des Jahres zwischen RWE und E.ON aufgeteilt und verschwunden sein. Trotz in Teilbereichen marktbeherrschender Stellung werden die Behörden mit dem Segen der Politik, die nach der Wende auch mit Blick auf die deutsche Versorungssicherheit etwas gutzumachen hat, ein Auge zudrücken. Am Ende einer ganzen Kette von Transaktionen wird sich RWE, wie CEO Rolf Martin Schmitz ankündigte, unter neuem Namen RWE Renewables alsbald auch in einer neuen Essener Zentrale ganz auf die Produktion von und den Handel mit Strom konzentrieren, während E.ON-Lenker Johannes Teyssen den Vertrieb und die Netze unter sich hat.

Der RWE-Namenszusatz Renewables gaukelt etwas vor, was RWE zumindest für Deutschland zurzeit noch nicht bieten kann. Obwohl bereits 40% der nationalen Stromerzeugung aus erneuerbaren Quellen stammt, hält RWE einen verschwindend geringen Marktanteil. Das wird sich, so Schmitz zu PLATOW, auch erst ändern, wenn sich die Investitionsbedingungen in Deutschland bessern. Mit ab 2020 vorgesehenen Investitionen von 1,5 Mrd. Euro soll die Kapazität bei den Erneuerbaren jährlich um 2 bis 3 GW steigen. Das Geld, so Schmitz, fließt dahin, wo die Bedingungen am besten sind. Zumindest in Europa ist RWE Renewables in neuer Struktur die Nr. 3 unter den größten Produzenten von Strom aus Erneuerbaren.

Effizienz hat bei Schmitz, dem ein guter Draht zu den Mitarbeitern und Kommunen zugeschrieben wird, einen hohen Stellenwert. Schmitz will trotz des unvermeidlichen Abbaus von Beschäftigten ein „verlässlicher“ Arbeitgeber bleiben und die Aktionäre, darunter an der Spitze mit 20% immer noch die Kommunen, mit steigenden Kursen und ausreichend Dividende bedienen und wohl auch für frühere Einbußen entschädigen. An den Kurstafeln hat die Aktie seit zwei Jahren überzeugt. Bei der absoluten Dividendensumme müssen die klammen Kommunen lt. Schmitz dieses Jahr mehr als eine Halbierung auf 85 Mio. Euro schlucken. Tiefer soll es aber nicht gehen, perspektivisch eher nach oben, mit neuer Formel, die wieder mehr Rücksicht auf den hohen Investitionsbedarf nimmt.

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