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EU-weite Regeln zur Corporate Governance stoßen auf Skepsis

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Die internationale Anwaltssozietät Allen & Overy hat 100 hochrangige Führungskräfte europäischer Unternehmen zur möglichen Einführung und Durchsetzung europaweit geltender Richtlinien zur Corporate Governance sowie zu Themen wie Zusammensetzung der Leitungsgremien von Unternehmen, Engagement von Aktionären, Vergütung, Bestechung und Korruption befragt.

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Fast die Hälfte der befragten Führungskräfte europäischer Unternehmen lehnt demzufolge die Einführung von europaweit geltenden Regeln zur Unternehmensführung im Sinne der Corporate Governance ab. Dabei unterscheidet sich aber die Haltung von Führungskräften in Großbritannien deutlich von denen ihrer Kollegen auf dem europäischen Kontinent. Den Ergebnissen der Studie zufolge sind 64% der britischen Führungskräfte gegen die Einführung EU-weiter Regeln zur Corporate Governance, während 65% ihrer kontinentaleuropäischen Kollegen dafür sind.

Das Grünbuch der Europäischen Kommission zur Unternehmensführung in europäischen Unternehmen wird sich voraussichtlich mit der Zusammensetzung der Leitungsgremien von Unternehmen (Vorstand, Aufsichtsrat, Board of Directors), der Durchsetzung von Regeln zur Unternehmensführung und dem Engagement von Anteilseignern befassen. Die wichtigsten Ergebnisse der Umfrage zu diesen Themen zeigen, dass 82% der europäischen Führungskräfte gegen die Einführung verbindlicher Frauenquoten in den Leitungsgremien von Unternehmen sind. 78% vertreten die Auffassung, dass Richtlinien zur Unternehmensführung nur auf der Grundlage des „Comply or explain“-Ansatzes durchgesetzt werden sollten (d. h., entweder entsprechen Unternehmen den Richtlinien oder sie geben eine plausible Erklärung, warum sie angesichts ihrer besonderen Situation bestimmte Richtlinien nicht befolgen). 57% meinen, dass Investoren sich heute stärker aktiv als je zuvor bei Fragen der Unternehmensführung zu Wort melden.

In einer Stellungnahme zur Studie sagte Hans-Christoph Ihrig, Partner bei Allen & Overy: „Es ist offensichtlich, dass Vorstände und leitende Angestellte europäischer Unternehmen einen für alle Jurisdiktionen einheitlichen Ansatz skeptisch beurteilen. Corporate Governance wird ganz wesentlich durch den Rechtsrahmen und die Kultur in den einzelnen Ländern geprägt. Es bleibt abzuwarten, ob sich die neuen Vorschläge der Kommission positiv auf die Corporate Governance auswirken oder lediglich die bürokratische Belastung in einem ohnehin bereits stark reglementierten Bereich erhöhen werden.“

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