Wirtschaft eint Shutdown-Sorge
Die Anspannung im Mittelstand wächst: Nachdem die Infektionszahlen nach den Urlauben wieder deutlich steigen und die ersten Reisewarnungen für das EU-Ausland ausgesprochen sind, macht der deutsche Mittelstand gegen einen zweiten Lockdown mobil.
In einem Brandbrief an Angela Merkel drückte zum Wochenende erst der Bundesverband mittelständische Wirtschaft (BVMW) seine Sorgen vor den Folgen eines weiteren Shutdown aus und bad die Kanzlerin darin eindringlich, kein weiteres Mal überzogenen Infektionsschutz über Wirtschaft und Wohlstand zu stellen. Dann meldete sich am Freitag auch noch DIHK-Chef Eric Schweitzer zu Wort, der die Wirtschaft „für Jahre, vielleicht sogar ein Jahrzehnt schwer geschädigt“ sieht, sollte Merkel noch mal dichtmachen.
Beide treibt die schon jetzt äußert prekäre Lage der Unternehmen an: 80% erwarten Umsatzeinbußen, 40% haben Geldprobleme und 10% sehen sich von Insolvenz bedroht, zieht Schweitzer düster Zwischenfazit. Der BVMW spricht denn auch offen weitere Staatshilfen für seine mittelständischen Betriebe an, deren finanzielle Reserven sich dem Ende zuneigen und ergreift darüber hinaus auch Partei für die Selbstständigen. Sie hätten bereits zusammen mit ihnen die Hauptlast des ersten Shutdowns zu tragen und kämpften besonders im Gastgewerbe, dem Tourismus oder Messebau ums Überleben, gibt der BVMW Berlin für die weitere Strategie im Umgang mit dem Virus zu bedenken.
Dabei braucht es für einzelne Branchen nicht erst den erneuten Lockdown, um das Maß zu sprengen. Beim Gastro-Verband Dehoga tobt zurzeit etwa eine „Heizpilzdebatte“ mit Kommunen, die den Einsatz der Wärmequellen aus Umweltgründen verbieten. Dehoga-Chefin Ingrid Hartges fordert hier für den Herbst ein Aufheben der Blockade, andernfalls breche den Gastronomen das rettende Geschäft im Außenbereich weg. Für kleine Läden könnte sich das Öffnen dann nicht mehr rechnen, was für sie das Ende zur kalten Jahreszeit bedeuten würde.