Amundi-CIO Vincent Mortier sieht Bedarf an Größe

Unter den führenden Vermögensverwaltern bahnt sich eine spektakuläre Fusionswelle ihren Weg. Das Zusammengehen von Natixis und Generali sowie AXA und BNP Paribas Cardif ist bereits unter Dach und Fach. Über weitere Zusammenschlüsse wie von Amundi und Allianz Global Investors (AGI) wird in der sich momentan stark bewegenden Industrie gemunkelt. Vincent Mortier, Group Chief Investment Officer von Amundi, zeigt sich im Gespräch mit PLATOW nicht überrascht von dieser Entwicklung – das vollständige Interview lesen Sie hier.
„Es gibt in der Tat eine Konsolidierungsbewegung, die von vielen Beobachtern vorausgesehen wurde“, erklärt uns der CIO. Aufgrund des Wettbewerbs zwischen aktiven und passiven Angeboten wie ETFs sinke der Marktanteil des traditionellen aktiven Portfoliomanagements, während die Kosten durch Regulierung und Inflation steigen. Daraus ergebe sich ein „Bedarf an Größe“, so Mortier, denn die Verwaltung eines Fonds von 100 Mio. Euro koste etwa genauso viel wie die Verwaltung eines Fonds von einer Mrd. Euro. Größenvorteile würden daher eine wichtige Rolle spielen, und es gebe einige Marktteilnehmer, „die nicht optimal aufgestellt sind, weil sie viele kleine Fonds verwalten“, so Mortier. Doch Fusionen sind kein Selbstläufer. „Manche Unternehmen haben vielleicht gemeinsame Kunden, aber unterschiedliche IT-Systeme“, warnt der Manager.
Amundi selbst habe in der Vergangenheit gezeigt, dass man Fusionen könne, „weil wir bei der Prüfung potenzieller Übernahmen strenge Kriterien anlegen“ und mit dem „Alto-IT-System“ eine „führende Technologie im Markt“ haben, die mehr als 80 Kunden nutzen, darunter „globale Tier-1-Banken und Vermögensverwalter“ – zudem wird bei Fusionen eine Kapitalrendite von mindestens 10% über einen Zeitraum von drei Jahren angestrebt.
Ob diese strengen Kriterien eine Fusion mit AGI begünstigen oder behindern, wollte Mortier allerdings nicht beantworten: „Eine Fusion ist dann sinnvoll, wenn sie einen Mehrwert für Kunden und Investoren schafft.“ Grundsätzlich seien starke europäische Finanzakteure aber „eine gute Nachricht für die finanzielle Autonomie Europas“, denn die größten Vermögensverwalter wären immer noch US-Unternehmen.
Dass die Beziehungen zwischen verbundenen Unternehmen trotz der Vorteile nicht immer reibungslos verlaufen, zeigt die Partnerschaft zwischen Amundi und der derzeit omnipräsenten Unicredit – die neben den Commerzbank-Plänen auch bei Generali eingestiegen ist. Das Knirschen will Mortier nicht überbewerten. Es gebe eine Vertriebsvereinbarung mit Unicredit, die bis 2027 gelte. Die Beziehungen seien „solide“.