Digitalbanken – Startschuss für Börsengänge ist gefallen
Experten waren sich sicher, dass 2021, das als Jahr der Neobanken ausgerufen wurde, einige große Player den Weg aufs Parkett finden würden. Letztlich war es mit der brasilianischen Nubank aber nur eine. Mit einem Doppellisting in São Paulo und New York sorgte sie jedoch für Aufsehen (s. a. PEM v. 6.1.). Auf einen Schlag war das Fintech mit einer Bewertung von 41 Mrd. Dollar wertvoller als Lateinamerikas bisheriger Spitzenreiter Itaú Unibanco. In diesem Jahr dürfte Chime, mit etwa 13 Mio. Kunden Marktführer in den USA, nachziehen. Der britischen Digitalbank Revolut (15 Mio. Kunden) traut die Unternehmensberatung Accenture ein Listing bis 2023 zu. Davon scheint der deutsche Wettbewerber N26 (7 Mio. Kunden) weit entfernt zu sein. Die Berliner stellen das US-Geschäft mangels Erfolg zum 11.1. ein. Zudem hat die BaFin dem rasanten Wachstum einen Riegel vorgeschoben, um Mängel im Risikomanagement zu beseitigen, und die Zahl der Neukunden auf monatlich 50 000 begrenzt.
Vielleicht könnte aber gerade aus dieser regulatorischen Hürde ein Wettbewerbsvorteil für die Deutschen entstehen. Für Neobanken steht Wachstum ganz oben. Dem wird Profitabilität untergeordnet. Gewinne sind in absehbarer Zeit nicht zu erwarten. Wenn N26 die auferlegte Wachstumsbremse nutzt, um Kosten zu senken und sich in Richtung Gewinnschwelle zu entwickeln – 2020 sank der Verlust bereits um ein Drittel auf 110 Mio. Euro –, könnte die Bank bei einem zukünftigen Börsengang mit Profitabilität glänzen. Warum sollten Anleger in ein defizitäres Unternehmen investieren, wenn der klassische Bankensektor in USA und Europa deutlich attraktivere Alternativen bietet?