ESG-Berichtspflichten liefern Munition für Aktivisten
Bluebell hätte am liebsten auch gleich die Sparte für nicht verschreibungspflichtige Medikamente abgespalten. Per „Rheinische Post“ schaltete sich zuletzt Union Investment-Manager Markus Manns ein, um Baumann ebenfalls Dampf zu machen. Von Deka Investment kamen via „Handelsblatt“ ähnliche Töne.
Damit dürften die Bayer-Aktionäre voll im Trend liegen. Für das laufende Jahr rechnen fast drei Viertel der Unternehmen in Europa mit mehr Aktivisten-Attacken, berichten die Marktanalysten von Acuris/Activistmonitor und die Anwaltskanzlei Skadden Arps in einer aktuellen Studie. 86% der Befragten sehen dafür auch mehr Angriffsfläche, besonders durch ESG-Aspekte. Das gilt selbst dann, wenn die Aktivisten gar keine nachhaltigere Unternehmensstrategie oder Governance-Umstellungen erreichen wollen, sondern klassisch-renditegetrieben agieren und „nur“ auf höhere Dividenden, Aktienrückkaufprogramme und dgl. drängen.
Denn die immer umfangreicheren Berichtspflichten zu ESG-Themen können durchaus auch Munition für Ziele liefern, die mit Nachhaltigkeit nicht viel zu tun haben. Holger Hofmeister, Corporate-Partner bei Skadden, rechnet in jedem Fall mit mehr Angriffen. „Danach kann man quasi die Uhr stellen. Je mehr Informationen zur Verfügung stehen, desto eher finden sich Ansatzpunkte.“
Keine gravierenden Veränderungen prophezeit Hofmeister durch die Verstetigung der virtuellen HVs in Deutschland. Die direkte Einflussnahme gegenüber einer Präsenz-HV könne zwar tatsächlich spürbar zurückgehen. Allerdings finde die Kommunikation zwischen Konzernen und Aktivisten im Wesentlichen ohnehin außerhalb der HV statt. np