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Deutschland droht den Anschluss zu verlieren

Obwohl der Bitcoin boomt, trauen sich kaum noch Krypto-Gründer in Deutschland neu anzufangen. Was hierzulande alles falsch läuft.

von Nils Heck,
Bitcoin als Gold- und Silbermünze auf 100-Dollar-Noten
Bitcoin als Gold- und Silbermünze auf 100-Dollar-Noten © CC0

Die vergangenen zwölf Monate waren für die Krypto-Szene mutmaßlich die besten aller Zeiten. Der Bitcoin überstieg die Marke von 100.000 US-Dollar, die Kurse von allerlei Kryptowährungen zogen nach und mit Donald Trump wird ein Krypto-Fan neuer US-Präsident. Es könnte, so hoffen viele in der Szene, ein goldenes Krypto-Zeitalter anbrechen.

Doch diese Welle der Euphorie ist offenbar an deutschen Gründern im Krypto-Bereich vollkommen vorbeigegangen. Das zeigt eine Auswertung des Start-up-Verbandes und der Datenplattform „Startupdetector“, die PLATOW exklusiv vorliegt. Der Auswertung zufolge gab es im vergangenen Jahr gerade einmal elf neue Start-ups im Bereich Krypto und Blockchain. Das sind fast 90% weniger als noch im Hype-Jahr 2022. Damals starteten 91 Krypto-Firmen und damit sogar mehr als im klassischen Finanzbereich. Im Vergleich zum sowieso schon mauen Jahr 2023 (33 Krypto-Gründungen) sank die Zahl der neuen Krypto-Start-ups jetzt noch einmal um mehr als 60%. Insgesamt war 2024 mit großem Abstand das schwächste Jahr für Krypto- und Blockchain-Neugründungen seit Start der jährlichen Erhebung des Verbandes 2019.

Gleich mehrere Aspekte haben zum Einbruch beigetragen. Zum einen dauert es hierzulande recht lange, bis die Finanzaufsicht BaFin die neuen Start-ups überhaupt lizenziert. Zum zweiten sind andere Länder weiter in der Regulierung und auch Förderung, allen voran Frankreich. Und zum Dritten war das Ampel-Aus für die Krypto-Szene eine einzige Hängepartie: Weder war klar, ob die nationale Umsetzung der MiCA-Regulierung kommt, noch, in welcher Form.

So hatten einige Gründer wohl Angst davor, dass sich bestimmte Fristen zu ihrem Nachteil verkürzen könnten. Wahrscheinlich haben sich zahlreiche potenzielle Gründer vor einem Start in Deutschland gescheut, weil das Risiko, unter die Regulierungsräder zu geraten, hier zu groß ist.

Das würde auch den negativen Trend zum Jahresende erklären. Nur drei neue Blockchain- und Krypto-Start-ups gründeten die Deutschen in der 2. Jahreshälfte 2024, trotz guter Nachrichtenlage und steigenden Krypto-Kursen. Beim Verband geht die Sorge um, dass Deutschland gegenüber den wachsenden Krypto-Märkten wie Asien oder den USA zurückfällt. „Deutschland droht den Anschluss zu verlieren und sich von den Entwicklungen in den Krypto-Hochburgen zu abhängig zu machen”, sagt Jannis Gilde vom Start-up-Verband zu PLATOW.

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