Deutsche Bank – Muss Sewing um Vertragsverlängerung bangen?

Deutschland habe das Potenzial, auch künftig eine führende Rolle in der Welt zu spielen. Aber um dieses Potenzial zu nutzen, reiche es nicht, den Kurs ein bisschen zu korrigieren, mahnte Deutsche Bank-Chef Christian Sewing mit Blick auf die anstehende Bundestagswahl beim traditionellen Neujahrsempfang seines Hauses in Berlin. Doch nicht nur Deutschland steht 2025 vor wichtigen Weichenstellungen, sondern auch die Deutsche Bank. In diesem Jahr muss Sewing seine selbst gesetzten strategischen Zielwerte liefern. Das gilt insbesondere für die angestrebte Eigenkapitalrendite von mindestens 10%.
Daran wird sich der Deutsche Bank-Lenker messen lassen müssen, wenn sich der Aufsichtsrat im Jahresverlauf mit der Verlängerung von Sewings Vertrag beschäftigt, der im April 2026 ausläuft. Nicht zuletzt deshalb hat sich Sewing auch aus dem Übernahmekampf um die Commerzbank komplett herausgehalten, um bloß nicht Gefahr zu laufen, sein Renditeziel zu gefährden. So ist zu hören, dass die Vertragsverlängerung keineswegs ein Selbstläufer sein soll.
Insbesondere der Großaktionär Katar (rd. 7,6%) soll mit der Performance und dem Geschäftsmodell der Deutschen Bank hadern, das nicht nachhaltig und stabil genug sei. Dabei kann sich die Entwicklung des Aktienkurses mit zuletzt über 18 Euro durchaus sehen lassen. Sewings Ankündigung auf der Bilanz-PK im vergangenen Jahr, die geplante Ausschüttung von insgesamt 8 Mrd. Euro übertreffen zu wollen, soll denn auch eine Reaktion auf die Kritik aus Katar gewesen sein. Dennoch gilt es als sehr wahrscheinlich, dass der Aufsichtsrat Sewings Vertrag verlängert, aber möglicherweise nicht um volle fünf, sondern nur um drei Jahre.
Denn auch die anderen Investoren werden sehr genau hinschauen, wenn Sewing in zwei Wochen am 30.1. die Bilanz für 2024 präsentiert. Die großen US-Banken wie J.P. Morgan und Goldman Sachs haben bereits mit kräftigen Gewinnsteigerungen vorgelegt, wobei im vierten Quartal vor allem das Investmentbanking brillieren konnte. Davon könnte auch die Deutsche Bank profitiert haben. Glaubt man dem von der Deutschen Bank publizierten Consensus Report der Analystenschätzungen, droht dem Institut für 2024 trotz höherer Erträge (30 Mrd. nach 28,9 Mrd. Euro) beim den Aktionären zurechenbaren Nettoergebnis ein Rückgang auf 3,6 Mrd. Euro nach 4,2 Mrd. Euro im Vorjahr. Das wäre allerdings angesichts der noch immer hohen Rückstellung von 900 Mio. Euro für den Rechtsstreit mit ehemaligen Postbank-Aktionären keine Überraschung.