Asset Management

Linde knöpft sich Lincare vor

Lincare war 2012 die letzte große Akquistion von Linde unter Führung von Wolfgang Reitzle. Der 4,6 Mrd. US-Dollar-Deal, mit dem Linde im US-Gesundheitsgeschäft expandieren wollte, wurde von Analysten regelmäßig als zu teuer kritisiert. Umso mehr schmerzt es den heutigen Linde-Oberaufseher, dass es bei der US-Tochter bis heute nicht rund läuft.

Grund dafür sind drei Kostensenkungswellen im US-Gesundheitswesen wegen Obamacare, die, so Reitzle Anfang Juni gegenüber PLATOW, beim Kauf nicht absehbar waren. Dazu kamen offenbar unglückliche (Personal-) Entscheidungen wie die Entlassung des Lincare-CEOs unter Wolfgang Büchele, der Linde bis vor kurzem geführt hatte. Nicht alles lasse sich rückgängig machen, so Reitzle damals. Es gebe aber Ideen, wie Lincare zu drehen sei (s. PLATOW v. 5.6.). Wie wir hören, könnten entsprechende Maßnahmen am kommenden Freitag bei der Präsentation der (außer bei Lincare) soliden Halbzeitzahlen vorgestellt werden.

Lincare muss und soll im Rahmen der geplanten Fusion mit Praxair aber nicht abgegeben werden. Bei einigen, vor allem amerikanischen Industriegase-Aktivitäten ist das aus Kartellgründen anders. Mit den Verkäufen sind angeblich Deutsche Bank und Goldman Sachs beauftragt. Interessenten gibt es reichlich. Zuletzt genannt wurden PE-Investoren wie Carlyle oder auch Linde-Konkurrent Messer, der zusammen mit CVC ein Gebot für gleich mehrere Linde-Assets erwägen soll.

Mit der Fusion selber könnte es in dieser Woche ebenfalls einen Schritt vorangehen. Möglicherweise wird noch der Fusionsantrag bei der BaFin eingereicht. Weit hinausschieben kann Linde diesen Schritt jedenfalls nicht mehr, da die Aufsicht knapp drei Wochen Zeit hat, um den Antrag zu prüfen, und Linde noch im August mit dem Aktienumtausch beginnen will. Dann wird es noch einmal spannend, da die Umtauschschwelle von alten Linde-Aktien in solche der neuen Gesellschaft mit 75% nicht niedrig ist. Viele Indexfonds dürfen rechtlich eigentlich erst nach Erreichen der Schwelle umtauschen. Darum wird aktuell bei Linde untersucht, wie die Anlageregularien bei den einzelnen Fonds genau lauten.

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