Asset Management

Nachhaltigkeit wird zum vorrangigen Ziel

Die zunehmende Bedeutsamkeit von Umwelt- und Naturschutzthemen gehört zu den wichtigsten Trends der Gegenwart. Unternehmen investieren in Zukunftstechnologien und richten ihre Geschäftspolitik auf Nachhaltigkeit aus. Auch Politik und Gesetzgeber greifen den Trend auf. PLATOW Recht hat mit Markus Muhs, Partner bei Clifford Chance über die rechtlichen Auswirkungen und die Bedeutung von Greening in der Rechtsberatung gesprochen.

Herr Muhs, was genau ist Greening?

Greening ist zunächst im engeren Sinne ein Prozess der umweltgerechteren und nachhaltigeren Gestaltung oder Prägung. Das kann z. B. die energieeffiziente Gestaltung von Gebäuden sein – nehmen Sie die Green Towers der Deutschen Bank in Frankfurt als ein Beispiel. Oder Produkte wie die Green-IT, bei der der gesamte Lebenszyklus von IT-Technologie umwelt- und ressourcenschonend gestaltet wird. Wir sehen darin aber im Weiteren einen der großen globalen Trends, dem sowohl Individuen als auch Unternehmen und Politik folgen. Die Notwendigkeit von Umwelt- und Naturschutz ist mittlerweile anerkannt und weithin positiv besetzt, was natürlich auch zu Marketingzwecken genutzt wird. Energie- und Rohstoffeffizienz sind für viele Unternehmen angesichts steigender Preise und knapper Ressourcen oft aber auch eine pure Notwendigkeit geworden.

Welche rechtlichen Aspekte ergeben sich daraus?

Gesetzesinitiativen, Förderprogramme und freiwillige Selbstverpflichtungen wirken mittlerweile weit über den ursprünglichen Bereich des Umwelt- und Naturschutzrechts hinaus und betreffen die meisten unserer Mandanten. Auf europäischer Ebene ist gerade die Energieeffizienzrichtlinie verabschiedet worden. Aus der Umsetzung können dann z. B. Anforderungen an die Gebäudesanierung, Einsparverpflichtungen für Energieversorger oder Förderprogramme resultieren. Der Energiebereich ist naturgemäß besonders betroffen und mittlerweile gerade in Europa besonders intensiv reguliert. Aber auch im Finanzbereich ist Greening ein Thema: Banken haben Nachhaltigkeit als Unternehmensziel aufgegriffen und sich über Selbstverpflichtungen bestimmten Anforderungen z. B. bei Finanzierungen unterworfen, Fondsanbieter legen spezialisierte Fonds auf.

Wo haben Ihre Mandanten den größten Beratungsbedarf?

Neue Anforderungen, gleich ob rechtlicher, gesellschaftlicher oder wirtschaftlicher Natur, erfordern Investitionen und schaffen Raum für Innovation, z. B. im Bereich der Gebäudetechnik, bei Produktionsprozessen oder bei Dienstleistungen wie dem Energiemanagement. „GreenTech“ wird gerade in Deutschland großgeschrieben und lockt Investoren an. Unsere Mandanten fragen nach den rechtlichen Anforderungen an ihre zukünftigen Produkte und dem Regulierungsrahmen. Es ist strategisch wichtig, die Entwicklung zu beobachten und Trends frühzeitig zu identifizieren, um auf die „richtige“ Zukunftstechnologie zu setzen. Daneben gibt es die klassischen Themen wie den Schutz von Erfindungen und Know-how, die Beratung zu Joint Ventures, die sich in neuen Märkten bilden, oder den Erwerb von GreenTech-Unternehmen.
Im Immobilienbereich ist alles rund um das Green Building ein Thema. Daneben sehen wir erhebliche Investitionen im Energiebereich. Die Energiewende ist nicht nur in Deutschland ein Thema, auch international beraten wir zu einer Fülle von Förderprogrammen im Bereich der erneuerbaren Energien. Onshore-Windkraft in Südafrika, Offshore-Projekte in Deutschland oder Photovoltaik in Osteuropa – jedes Land hat seinen eigenen Rechtsrahmen. Investoren und Banken sind angesichts schlechter Erfahrungen in einigen Ländern kritischer geworden. Sie hinterfragen die landesspezifischen Risiken genau. Letztlich spannt sich hier ein weiter Bogen rechtlicher Themen. Vor diesem Hintergrund haben wir eine bereichsübergreifende Gruppe von Spezialisten aus dem Immobilienrecht, dem Gesellschafts-, Vertrags- und Steuerrecht sowie dem Finanzierungsbereich gebildet, mit der wir die verschiedenen Themen umfassend abdecken.

Als globales Trendthema dürfte Greening die Beratungspraxis noch über Jahre begleiten. Mit welchen weiteren Entwicklungen rechnen Sie?

Das Thema wird viele Bereiche der Wirtschaft und des täglichen Lebens durchdringen. Die umweltgerechte Gestaltung urbaner Lebensräume ist ein ganz großes Thema, vor allem in den Megacities der Entwicklungs- und Schwellenländer. Wir erwarten eine kontinuierliche Fortentwicklung des regulatorischen Rahmens und der Förderprogramme. Daneben sehen wir erheblichen Bedarf an Investitionen in Infrastruktur, wie z. B. intelligente Energienetze, Ladestationen für Elektrofahrzeuge oder dezentrale Energieerzeugung sowie in Forschung und Entwicklung. Dabei erhoffen wir uns einen einheitlicheren Ansatz über Landesgrenzen hinweg. Standardisierung und ein verlässlicher gesetzlicher Rahmen sind für Investitionen in neue Produkte und Infrastruktur wesentliche Faktoren. In Deutschland ist Greening schon lange ein Thema, wenn auch nicht immer unter diesem Titel. Deutsche GreenTech-Unternehmen sind daher auf vielen Märkten führend. Diese Stellung werden sie in den kommenden Jahren gegen Wettbewerber insbesondere aus Asien behaupten müssen.

 

Mehr zum Thema lesen Sie im Handbuch „Green Building: Zertifikate – Recht – Steuern – Finanzierung“, das Ende November 2012 im Richard Boorberg Verlag, Stuttgart, erscheint (29,80 Euro, ISBN 978-3-415-04909-3). Das Handbuch, herausgegeben von Clifford Chance-Partner Horst Schlemminger, enthält zahlreiche Praxistipps erfahrener Immobilienanwälte, die steuerliche Themen und Finanzierungsaspekte nicht auslassen, sowie Hinweise und Ausblicke auf anstehende Gesetzesvorhaben.

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