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Private Equity – Wie Fintechs den Markt für Privatanleger öffnen

Private Equity war lange eine verschlossene Branche und nur etwas für Reiche. Doch das ändert sich. Das hat viel mit der neuen ELTIF-Regulierung zu tun. Welche Fintechs von dem neuen Trend profitieren.

von Nils Heck,
Symbolbild Robo Advisor
Symbolbild Robo Advisor © AdobeStock

Anfang Dezember sicherte sich das Wealthtech Nao in einer Seed-Finanzierungsrunde frisches Kapital in Höhe von 3,4 Mio. Euro. Investiert haben diverse Family Offices und ausgeben will man das Geld, na klar, für Wachstum. Die erfolgreiche Finanzierungsrunde steht für einen Trend, der das Fintech-Jahr 2024 bereits entscheidend geprägt hat: Die Öffnung von Private-Equity und Infrastruktur-Investments für Privatanleger mit wenig Geld auf dem Konto.

Lange war die PE-Branche sehr verschlossen. Wer nicht zum elitären Kreis derer gehörte, die sich Zeichnungssummen von 200.000 Euro aufwärts leisten konnten und gute Kontakte zu bekannten Fondsmanagern hatte, der war ohne Chance, auch nur in die Nähe der verlockenden Renditen jenseits der 12% pro Jahr zu kommen. Weil sich aber Anfang 2024 die ELTIF-Regulierung erneut verändert hat, wird der Markt für „European Long Term Investment Funds” und damit der Zugang zu PE für Privatanleger schon so spannend, dass die Ratingagentur Scope gleich von einer „neuen Zeitrechnung” sprach. Das spüren die Fintechs.

Marktführer in diesem Segment sind Liqid und Moonfare, die von der ELTIF-Änderung ebenso profitieren wie Neuling Nao. Dessen Gründer, Robin Binder, bezeichnet die Neuerungen im PLATOW-Gespräch als „beflügelnd”, das Start-up konnte seine Depotanzahl zuletzt verfünffachen.

Bei Konkurrent Moonfare, über den fast 5.000 Kunden mehr als 3,2 Mrd. Euro in Private Equity investiert haben, hält Gründer Steffen Pauls die Demokratisierung für einen „riesigen säkularen Trend”. Und auch bei Liqid spüren sie den Aufwind der neuen Regeln. So konnte der neue Liqid-ELTIF in sechs Monaten schon 100 Mio. Euro einsammeln. Entsprechend heißt es von dort: „ELTIF 2.0 hat die Voraussetzungen geschaffen, um den Markt für langfristige Investments in Europa nachhaltig zu stärken”. Doch reicht das für den ganz großen Boom 2025?

Dafür sprechen die nun einfachere Regulierung, die niedrigen Einstiegshürden und auch, dass Vermögensverwalter wie Blackrock auf den Trend aufspringen. Dagegen spricht allerdings die doch recht schmale Zielgruppe. Denn alle drei Start-ups schielen mit ihrem Angebot auf „Henrys.” Die Abkürzung steht für „High earning, not rich yet” und beschreibt junge Professionals, die Vermögen zwischen 100.000 Euro und 1 Mio. Euro besitzen. Diese wollen langfristige Investments in ihr Portfolio mischen.

Doch gibt es von diesen Henrys – anders als vom gewöhnlichen Fonds-Kunden – nicht allzu viele. Noch dazu sind ELTIF-Investments kompliziert und mit einigen Beschränkungen versehen, was den Vertrieb nicht gerade leicht macht. Bis ELTIFs in der breiten Bevölkerung angekommen sind, dürfte es noch dauern, glaubt Moonfare-Co-CEO Pauls: „Das wird nicht von heute auf morgen passieren, sondern eher in den kommenden zehn Jahren.”

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