Warum die Allianz Populismus fürchtet
Populismus belastet Finanzmärkte, politische Risiken werden unterschätzt, warnt die Allianz. Aktives Management wird wichtiger. Doch das ist bei Anlegern noch nicht angekommen.

Populismus ist ein Verteilungskampf und langfristig schädlich für die Finanzmärkte. Dennoch entscheiden sich viele Wähler für populistische Parteien, weil sie das Gefühl haben, zu kurz zu kommen, erklärte Hans-Jörg Naumer, Head of Global Capital Markets & Thematic Research bei Allianz Global Investors (AGI) kürzlich. Populistische Politiker bedienen diese Stimmung mit emotionalen Botschaften – auch unter Einsatz von Unwahrheiten. Ein Gesellschaftsmodell auf falschen Narrativen könne jedoch langfristig keine effizienten wirtschaftlichen Ergebnisse erzielen, so Naumer.
Allerdings könne es durchaus zu Boomphasen kommen, etwa bei US-Aktien – trotz des populistischen US-Präsidenten Donald Trump. Problematisch ist auch, dass populistisches Regierungshandeln gesellschaftliche Spannungen fördert und das Risiko von Unruhen erhöht – etwa im Zuge der Abschiebungen von Migranten in den USA und den folgenden Protesten in Los Angeles. „Politische Gewalt bleibt ein Top 5-Risiko, weil Politik zunehmend als populistisch und polarisierend wahrgenommen wird“, sagt Srdjan Todorovic, Risikoexperte bei Allianz Commercial. Die Allianz warnte bereits, dass Proteste und politische Unruhen zu einem wachsenden Risiko für Unternehmen, Investments und Versicherer werden.
Das gilt auch hierzulande: Mehr als die Hälfte der deutschen Unternehmen bewertet Kriege und Unterbrechungen der Lieferketten als größte politische Risiken. Besonders kritisch: Schäden durch politische Unruhen sind in den meisten Standard-Gewerbeversicherungen ausgeschlossen. Unternehmen und Investoren bleiben auf den Kosten sitzen. Unter diesen Bedingungen wird Investieren selbst für Profis wie AGI zur Herausforderung. Einfach zu deinvestieren, könne für treuhänderische Vermögensverwalter aber keine Option sein, so Naumer. Vielmehr sei aktives Management gefragt – über alle Assetklassen hinweg. Politische Risiken und aktives Management werden von Anlegern jedoch (noch) nicht eingepreist. Die Zuflüsse in europäische börsengehandelte Fonds (ETFs) beliefen sich laut Morningstar 2024 auf insgesamt 247 Mrd. Euro – ein Anstieg um rund 102 Mrd. Euro gegenüber 2023 und über dem bisherigen Höchststand von 159 Mrd. Euro (2021).