Kapitalmarkt

Porsche-IPO – Reißt sich die Familie die Aktien zu billig unter den Nagel?

Der ehemalige DWS-Chef und Corporate Governance-Experte Christian Strenger gilt als streitbarer Geist für den Schutz von Aktionärsrechten, der auch auf Hauptversammlungen gerne das Wort ergreift. Immer wieder aufs Korn nimmt Strenger dabei den VW-Konzern mit seinen engen gesellschaftsrechtlichen und personellen Verflechtungen mit der Porsche SE sowie der Eigentümerfamilie Porsche-Piëch, die das komplexe Gesamtkonstrukt für Interessenkonflikte besonders anfällig macht.

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© Dr. Ing. h.c. F. Porsche AG

Auf der jüngsten HV der Porsche SE prangerte Strenger den in der Tat geradezu lächerlichen Dividenden-Aufschlag von 0,6 Cent (0,03%) an, den die Porsche SE ihren Vorzugsaktionären als Ausgleich für den Stimmrechtsverzicht gewährt. Die Dividenden-Aufteilung ergebe sich „zwingend“ aus den Bestimmungen in der Unternehmenssatzung, rechtfertigen die Stuttgarter den für die Familie, die sämtliche Stammaktien an der Porsche SE hält, sehr vorteilhaften Deal. Bei VW betrug der Dividenden-Abstand zwischen Vorzügen und Stämmen zuletzt immerhin 0,8% (6 Cent).

Ein ähnliches Muster zugunsten der Familie hat Strenger auch beim für November geplanten Börsengang der VW-Tochter Porsche AG ausgemacht. In ihrer Vereinbarung zum Porsche-IPO haben sich VW und die Porsche SE darauf geeinigt, dass die von der Familie dominierte Beteiligungsholding für den geplanten Erwerb einer Sperrminorität (25% plus 1 Aktie) der Stammaktien der Porsche AG eine einmalige Prämie von 7,5% auf den noch unbekannten Ausgabepreis für die Vorzüge zahlen soll. Bei VW notieren die Stämme indes aktuell fast 30% über dem Kurs der stimmrechtslosen Vorzüge. Vor diesem Hintergrund erscheint die geplante Prämie bei der Porsche AG auffallend bescheiden.

Strenger weist denn auch darauf hin, dass dies ein Angriffspunkt für mögliche Aktionärsklagen gegen VW sein könnte. Die gewaltige Diskrepanz zwischen dem Kursaufschlag bei den VW-Stämmen und der Prämie für die Porsche-Stammaktien sieht Strenger als Indiz, dass die Wolfsburger die Aktien zum Vorteil der Familie zu einem zu niedrigen Preis an die Porsche SE, die mehr als 53% der Stammaktien von VW hält, abgeben wollen. Die Porsche SE verteidigt die Mager-Prämie als „Kompromiss zwischen den verhandelnden Parteien“, der auf einer Empfehlung einer „renommierten Investmentbank“ basiert, und sieht auch keinen Anlass für Aktionärsklagen. Zu ihrer künftigen Dividendenpolitik hat sich die Porsche AG übrigens noch nicht geäußert.

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