Private Equity – Ein Schritt vor, zwei Schritte zurück
Was an Transaktionen über die Bühne geht, spielt sich meistens weit unterhalb der 1 Mrd. Euro-Bewertungsgrenze ab. Und nachdem Anfang 2023 die ersten Banken wieder Appetit auf größere Akquisitionsfinanzierungen bekamen, droht mit dem aktuellen Bankenbeben der nächste Rückschlag.
Strategische Käufer, die andere Renditemaßstäbe anlegen und oft auch mehr Eigenkapital einbringen, sind da strukturell im Vorteil. Die meisten Finanzinvestoren dagegen, kommentieren die M&A-Anwälte der Kanzlei Cleary Gottlieb, bleiben weiter „in Lauerstellung“ – abgesehen von einzelnen Gegenbeispielen wie dem 7,7 Mrd. US-Dollar schweren Kauf der SAP-Tochter Qualtrics durch Silver Lake. Das Merck-Pigmentgeschäft könnte, wenn die Ende 2022 publik gewordenen Verkaufspläne wahr werden, die Milliardengrenze überschreiten. Etwas mehr wäre wohl bei einem Verkauf der Thyssenkrupp-Stahlsparte fällig, abzüglich Pensionsverpflichtungen allerdings; dass die scharfen Rechner von CVC am Ende auf 1 Euro Kaufpreis kamen, wie das „Handelsblatt“ kürzlich berichtete, zeigt freilich auch, warum PEs eben nicht immer erste Wahl sind.
Etliche Finanzinvestoren schnuppern schon länger am derzeit größten Target weit und breit, der Deutsche Bahn-Logistiktochter Schenker, die bis zu 20 Mrd. Euro wert sein könnte. Allerdings dürften auch hier strategische Bieter gute Karten haben. Der dänische Speditionsriese DSV Panalpina hat sein Interesse schon öffentlich gemacht, ebenso Deutsche Post DHL. Auch Kühne + Nagel wird als potenzieller Bieter gehandelt. Dass es noch immer kein offizielles „Go“ für den Spartenverkauf gibt, ist inzwischen reine Formsache. Wenn es nach dem Bundesrechnungshof ginge, der vor kurzem vernichtende Fundamentalkritik am DB-Konzern übte („Sanierungsfall“), würde außer Schenker möglichst bald auch die Auslands-Regionalverkehrstochter Arriva verkauft. Wie es an dieser Front weitergeht, könnte Bahn-Chef Richard Lutz schon auf der Bilanz-PK am kommenden Donnerstag (30.3.) verkünden. np