Revolut – Eine Neobank wird zum Schwergewicht

„Seit 2022 steckt das Funding für Fintechs in der Krise“, sagt Christopher Schmitz, Experte bei EY. Die Bewertungen seien gegenüber 2021 massiv abgestürzt. „Denn seit 2022 konzentrieren sich VCs und Private Equity nicht mehr allein auf das Wachstumspotenzial der Start-ups, sondern auf Profitabilität.” Mit einer Finanzierungsrunde halten auf Wachstum getrimmte Start-ups in der Regel 18 Monate durch. Dann braucht es erneut Geld. Wer 2021 oder 2020 seine Finanzierungsrunde – zu einer hohen Bewertung – abgeschlossen hat, versucht nun inmitten der Krise, erneut an Geld zu kommen. „Viele Fintechs haben sich daher seitwärts bewegt, haben mit Bestandsinvestoren ihre Finanzierungsrunden erweitert, um ihre Bewertung nicht in den Keller sinken zu lassen“, so Schmitz. Diese Phase halte noch immer an.
Außer bei Revolut. Was macht die Briten zum Sonderfall, etwa im Vergleich zu Deutschlands Vorzeige-Neobank N26? N26 durfte lange Zeit kaum wachsen, weil die BaFin die monatliche Anzahl der Neukunden begrenzte. Dagegen gab es für Revolut so gut wie keine Schranken. Mit ihrer Lizenz in Litauen konnten die Briten ihr Produkt in jedem EU-Land anbieten. Im Zuge der neuen Finanzierungsrunde verkündeten sie auch, eine Banklizenz in London und Mexiko erhalten zu haben. Das Start-up will zuhause angreifen und zugleich seine Internationalisierung vorantreiben – 45 Mio. Kunden hat es nach eigenen Angaben bereits.
Revolut hat viele Kunden, die reisefreudig sind, sich ständig mit Fremdwährungen beschäftigen müssen und recht liquide sind. Das Geschäftsmodell funktioniert offenbar: „Mit der Konvertierung von Währungen zu arbeiten, ist für alle Banken eine gute Einnahmequelle, denn hier können sie viel mit Gebühren verdienen“, sagt Schmitz. Da ist es auch kein Wunder, dass sich die Gerüchte um einen Börsengang bei Revolut hartnäckig halten. Bis dahin könnte es noch etwas dauern. „Der Zeitpunkt für einen IPO ist für viele Start-ups aktuell nicht günstig, die Sorge, eine zu niedrige Bewertung zu erhalten, noch zu groß“, erläutert Schmitz. jan