Scalable Capital wird aggressiver
Doch auf Geld programmiert ist das eine. Zwar konnte Scalable in jüngsten Vergleichen mit einem umfassenden Serviceangebot und niedrigen Kosten punkten. Bei den Ergebnissen der digitalen Vermögensverwaltung im Untersuchungszeitraum 2019 und 2020 schnitt Scalable lt. dem Analysehaus Fondsconsult besonders schlecht ab. Vor allem im Corona-Jahr 2020 reagierte Scalables Algorithmus, der auf einem sogenannten prozyklischen Trendfolgemodell basiert, äußerst unglücklich. Kurzum: Im Crash vom Frühjahr 2020 stieg Scalables Robo deutlich zu spät aus Aktien aus und in der Erholung viel zu spät wieder ein. In der aktuellen Fondsconsult-Studie reichte es u. a. auch deshalb nur für den vorletzten Platz. Auf den ersten drei Plätzen finden sich mit Minveo (117 Mio. Euro), Smavesto (19 Mio. Euro und erst 2019 gestartet) und Solidvest (150 Mio. Euro) drei deutlich kleinere Anbieter wieder. In diesem Jahr wurden 21 der rd. 40 Anbieter analysiert, die mit einem verwalteten Vermögen von 6,3 Mrd. Euro gut 90% des Robo-Marktes auf sich vereinen.
Motiviert vom desaströsen Abschneiden in diversen Rankings bläst Scalable nun zur Offensive bei Sparern jeder Gewichtsklasse. Die Münchener greifen auf dem Online-Broker-Markt jetzt nicht nur mit einer minimalen Sparrate von einem Euro an, sondern verzichten dabei auch auf Ordergebühren. Aber auch die aktuelle Marktlage scheint günstig. „Wir sehen einen enormen Trend, Geld an den Kapitalmärkten anzulegen, statt es auf Bankkonten liegen zu lassen“, sagte Florian Prucker, Co-CEO und Mitgründer von Scalable, im Sommer anlässlich einer neuen Finanzierungsrunde, in der die Gesellschaft 150 Mio. Euro frisches Kapital einsammelte. Verwendet soll das Kapital für das europäische Wachstum und den Aufbau eines ganzheitlichen digitalen Vermögensverwaltungs- und Brokerage-Angebots werden. Dabei würde uns auch ein Börsengang in naher Zukunft nicht überraschen.