Equity

Venture Capital – Ohne Förder-Fonds läuft in Europa nicht viel

Schwerer noch als andere Private-Markets-Sparten hat es seit der Zinswende die Wagniskapitalbranche. Nur logisch, dass die Start-up-Finanzierung durch Fonds, die mit Geldern der öffentlichen Hand arbeiten, eine immer größere Rolle spielt.

Wie groß die Rolle der Förder-Fonds 2023 in Europa war, zeigen erste Zahlen des Datenanbieters PitchBook. Spitzenreiter nach Anzahl der Deals im Gesamtjahr war demnach der irische Staatsfonds Enterprise Ireland mit 145 Finanzierungsrunden, die allerdings denkbar klein ausfielen: im Schnitt hatte jede Transaktion gerade einmal 1 Mio. Euro Volumen. Auf Platz 3 und 4 folgten der EU-Fonds EIC (117 Deals, Durchschnittsgröße 5,4 Mio. Euro) und das französische Pendant Bpifrance (113 Deals, 5,0 Mio. Euro). Der deutsche High-Tech Gründerfonds (58 Deals, im Schnitt 3,3 Mio. Euro) und der Venture-Ableger der italienischen Förderbank CDP (50 Deals, 3,5 Mio. Euro) lagen auf Platz 8 und 9. Zusammen tätigten die staatlichen VC-Investoren mehr Transaktionen als die fünf privaten Player (Antler, SFC, Plug and Play Tech Center, Kima Ventures und FJ Labs), die es lt. PitchBook ebenfalls in die europäischen Top-10 schafften.

Zum Übergewicht der Förder-Fonds dürfte auch die aktuelle Flaute bei großen Finanzierungsrunden beitragen. Laut dem Datenanbieter CB Insights spielten sich weltweit 68% der Venture-Deals in den ersten drei Quartalen 2023 im Frühphasen-Segment ab – in Deutschland waren es 80%. 2019 bis 2021 waren es auch in Deutschland noch durchweg unter 70%, dafür gab es mehr Mid- und Late-Stage-Investments. Dass die Rolle der Förder-Fonds umso kleiner wird, je weiter die VC-finanzierten Unternehmen in ihrem Wachstumsprozess fortschreiten, zeigen die Finanzierungsrunden deutscher Start-ups im Q3. Gut 600 Mio. US-Dollar steckten Investoren lt. CB in die größten fünf dieser Runden; dem Fitness-Dienst EGym und dem Rüstungs-Software-Anbieter Helsing flossen je gut 220 Mio. Dollar zu. Für den AirBnB-Konkurrenten Numa, das Tech-Start-up Neura Robotics und das Fintech Solaris gab es zwischen 42 und 59 Mio. Dollar.

In diesem Bereich spielten mit Staatsgeld finanzierte Fonds nur eine Nebenrolle. Zwar war bei EGym auch der landeseigene Gründer-Fonds Bayernkapital mit von der Partie, ansonsten blieben private VC-Investoren weitgehend unter sich. So bei EGym u.a. Mayfair Equity Partners und die von Donald Trump-Schwiegersohn Jared Kushner gegründeten Affinity Partners, bei Helsing der US-Investor General Catalyst und der Venture-Arm der schwedischen Rüstungsfirma Saab. Bei Numa sind u.a. Verlinvest, die Beteiligungsgesellschaft der belgischen Großaktionärs-Familie de Spoelberch (AB Inbev), und die Frühphasen-Spezialisten DN Capital und Cherry Ventures beteiligt. Bei Neura Exor ist es die Investmentfirma der Fiat-Gründerfamilie Agnelli und HV Capital (ehemals Holtzbrinck Ventures).

In ganz anderen Größenordnungen lagen freilich die Q3-Investments in anderen Ländern. Das schwedische Unternehmen H2 Green Steel sammelte per Series C-Runde rd. 1,6 Mrd. Dollar ein, die US-Start-ups Redwood Materials und Stack je 1 Mrd. Dollar. Über 900 Mio. Dollar steckten (v. a. private) Investoren in die französische Batteriefirma Verkor.np

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