Finanzmärkte

Verbriefungen – Chance für die Modernisierung Europas

Wer das Wort „Verbriefungen“ in den Mund nimmt, der muss in Deutschland und weiten Teilen Europas mit Widerstand rechnen.

Albrecht Schirmacher,

War das nicht das Instrument, das den Bankensektor 2008 in die Krise stürzte? Allen Bedenken zum Trotz gibt es Bestrebungen, Verbriefungen aus der Versenkung zu holen, um die Transformation der Wirtschaft in eine nachhaltige und digitale Welt zu finanzieren. Bundesfinanzminister Christian Lindner wird jedenfalls nicht müde, Verbriefungen das Wort zu reden.

Anders könnten die Milliardenbeträge in einem von Banken dominierten System jährlich nicht aufgebracht werden. Während große Unternehmen einen breiten Kapitalmarktzugang haben, ist gerade der Mittelstand auf Kredite von Banken angewiesen. Um diese Finanzierungen zu hinterlegen, brauchen die Institute Eigenkapital.

Verbriefungen können helfen, denn sie erlauben es, einen Teil der Kreditrisiken an den Kapitalmarkt, an institutionelle Investoren, zu übergeben. Banken hätten dann wieder Geld für Kredite zur Verfügung. Doch um dahin zu kommen, gilt es einige Punkte zu klären. Etwa die Bedenken: „Wir müssen zunächst einmal aus den Köpfen die irrige Vorstellung herausbekommen, dass Verbriefungen automatisch in eine Finanzkrise wie 2008 in den USA münden“, sagt Andreas Pfingsten, Professor am Institut für Kreditwesen der Universität Münster. Pfingsten hat in einem Gutachten aufgearbeitet, welche Rolle asset-basierte Instrumente spielen könnten.

Dann wäre da die Regulierung: Die bedeutet laut Pfingsten besonders bei einer erstmaligen Verbriefung einen erheblichen Verwaltungsaufwand und damit auch Kosten für die ausgebenden Banken. Das Kosten-Argument führt dazu, dass Verbriefungen derzeit in Europa kaum verbreitet sind. Andreas Dartsch, Vorstand der Sparkasse Köln-Bonn, gehört zu den Bankern, die Verbriefungen wiederbeleben wollen. Das Verbriefungsinstrument sei ein probates Mittel, sagt er. Nun müsse ein möglichst einfacher und klarer Weg des Risikotransfers gefunden werden. „Unterstützend wäre eine zentrale und standardisierte Plattform, die es insbesondere institutionellen Investoren leichter ermöglicht, sich an der notwendigen Transformation zu beteiligen“, so Dartsch.

Gespräche gibt es bereits, auch mit Beteiligung der Bundesbank. Sie sagt, dass sie sich hierzu in fortwährendem Austausch mit Marktteilnehmern, Interessenverbänden sowie Wissenschaft und Politik befinde. Dabei setze sie sich für einen „qualitativ hochwertigen“ Verbriefungsmarkt ein, so dass sich „Fehlentwicklungen der Finanzkrise nicht wiederholen, etwa durch eine risiko-adäquate und Basel-konforme Regulierung.“ jan

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