Venture Capital

Wagniskapital – Leise Hoffnung auf allmähliche Erholung

Am deutschen Markt für Wagniskapitalfinanzierung hat eine leichte Erholung eingesetzt – diese ist allerdings mit Vorsicht zu genießen. Im ersten Quartal lag laut einer Erhebung der KfW der Mittelfluss mit 1,9 Mrd. Euro über dem Niveau des Vorjahresquartals (1,7 Mrd. Euro). Dieser konnte jedoch nicht an die Rekordwerte aus demselben Zeitraum in den Jahren 2021 und 2022 (3,1 und 3,4 Mrd. Euro) anknüpfen.

Hinzu kommt, dass die Zahl der Finanzierungsrunden mit 195 Transaktionen stark rückläufig ist (Vj.: 318; 2022: 401; 2021: 446). Das ist besonders besorgniserregend, da im Q1 über den Jahresverlauf typischerweise die Deal-Aktivität noch am höchsten ist.

Die Q1-Zahlen zur Venture-Capital-Aktivität des Datenanbieters Pitchbook sprechen eine ähnliche Sprache. Dort werden ebenfalls 1,9 (Vj.: 1,6) Mrd. Euro Transaktionsvolumen und 220 Deals (Vj.: 312) aufgeführt. „Bei großen Finanzierungsrunden gibt es aktuell Nachholeffekte, weil viele Firmen, die 2021 ein Fundraising durchgeführt haben, erst in ihre Bewertungen von damals hineinwachsen mussten. Heute sind die Bewertungs-Multiples signifikant niedriger als noch während des Hypes 2021“, erklärt Julian Riedlbauer, Partner bei der Investmentbank Drake Star.

Daher mussten die Firmen in den letzten Jahren erst ihren Umsatz steigern, um auch bei niedrigen Bewertungen für sog. „Up-Rounds“ infrage zu kommen. Dabei handelt es sich um Finanzierungsrunden, die zu einer höheren Firmenbewertung führen. „Bei kleineren, frühphasigen Finanzierungsrunden vermute ich, dass Unternehmen teilweise auch mit nicht für die Statistiken sichtbaren Convertible Loan Agreements von bestehenden Investoren weiter finanziert werden, um genug Traktion zu zeigen bis zur nächsten externen Finanzierungsrunde, die dann für die Statistik wieder sichtbar wird“, so Riedlbauer.

Eine sich verstärkende Investitionsaktivität in diesem Jahr erscheint insbesondere aufgrund der vorhandenen freien Mittel bei Investoren („Dry Powder“) möglich, ist Riedlbauer überzeugt. Das gelte sowohl für Private Equity als auch Venture Capital. Die Sektoren Enterprise Software/SaaS, Künstliche Intelligenz und CleanTech stünden besonders hoch im Kurs. „Das Segment der Consumer-Firmen hat es sehr schwer, Wachstumsinvestoren zu gewinnen. Wenn überhaupt, gelingt es meist nur Firmen mit einem echten Subscription-Revenue-Modell“, erläutert der Investmentbanker.

Zudem zeigen die Pitchbook-Zahlen, dass sich die Phasenfinanzierung verschoben hat. Während im Vorjahresquartal noch die Spätphasenfinanzierung („Late-stage“) den höchsten Anteil ausmachte, lag der Anteil von Late-stage und Venture Growth (letzte Finanzierungsstufe) gleich auf. Zudem wurden weniger Frühphasen-Deals („Early-stage“) durchgeführt. Der Anteil von Pre-Seed bzw. Seed-Finanzierungen hielt sich indes stabil. ck

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